Der streng reglementierte Hotelstrich ist Hunderte Kilometer lang, aber nur ein paar Hundert Meter schmal, und hinter der Bordsteinkante breitet sich die offene Gegend aus. „Wir haben in der Hochsaison 750.000 volle Gästebetten“, erzählt der türkische Hobby-Taxler stolz in fließendem Deutsch von der im Sommer ausufernden geschlossenen Gesellschaft. Das reine Rentnerdasein war dem Gastronomie-Pensionisten zu trocken, daher hält er sich auch fahrend über Wasser. „Und natürlich gibt es hier keine Industrie, nur Obst und Gemüse“, sagt er.

Plastikhäute

Augenscheinlich auch für den per Tagflug Angereisten, wurde das Gebiet an der türkischen Riviera überzogen von endlos wuchernden Plastikhäuten, die den Atemwegen des Erdbodens nicht mehr viel Raum lassen. Sie vermitteln eine beklemmende Form der Landschaftspflege. Und die Minarette der Moscheen wirken wie Stacheln im Fleisch der Hotel- und Satellitensiedlungs-Kolosse.

Abgeschottet

In ist, wer drin ist, aber für den Außenstehenden mutet die Begehung eines dieser das Land von Strand und Meer abschirmenden All-Inclusive-5-Sterne-Gästehäuser wie der Besuch einer Haftanstalt an. Der Reisepass wird beim rund 100 Meter vor dem Hoteleingang gelegenen Portal vom Wachpersonal entzogen und erst wieder beim Austritt retourniert, eine Überschreitung des Zeitlimits von 30 Minuten mit 25 Euro pro Stunde belastet. Ohne Kontaktperson ist der reguläre Zugang unmöglich.

Fußball zur Überbrückung

Auch der Winter ist kein Milderungsgrund, dafür kam vor Jahren zur Stärkung des Ganzjahrestourismus der Fußball ins Spiel. Über 1000 internationale Klubs leisten sich inzwischen ein Trainingslager im Großraum Antalya, und weil die Kosten überschaubar sind, kommen auch zweit- und drittklassige Teams hierher zur Vorbereitung auf das Frühjahr. Der WAC freilich will weiterhin in der ersten österreichischen Klasse eine bedeutsame Rolle spielen und hat sich, wie sieben weitere Bundesliga-Klubs, daher auch für zehn Tage im milden Klima am Mittelmeer niedergelassen. Der zuletzt aufgetretene heftige Südwind wurde zwar von Trainer Dietmar Kühbauer und den Kickern als einigermaßen lästig empfunden, doch er kann den Gesamtnutzen der Veranstaltung kaum beeinträchtigen.

Wohlverhalten

Die Spieler fühlen sich wohl auf dem zu dieser Jahreszeit für den herkömmlichen Mitteleuropäer ungewohnten Naturrasen, und sie verhalten sich, wie Kühbauer wohlwollend feststellt, auch ausnahmslos diszipliniert. „Das ist Standard bei uns“, sagt der Trainer und lobt die Bedingungen. „Die Plätze sind okay, das Essen ist gut, im Hotel gibt es auch sonst nichts zu beanstanden und das ist schon sehr viel wert“, sagt der Trainer, der aber gleichzeitig auch die Widersprüche in der Gesellschaft anspricht. „Es ist schon unglaublich, dieser Kontrast. Hier die Völlerei und gleich dahinter die Armut und Brachland.“

HUBERT GIGLER, LARA