Platz drei ist fixiert, Rang zwei noch möglich. An welcher Stelle der SK Sturm die Saison auch immer beendet, dürfen Sie sich schon auf die Schulter klopfen?
ANDREAS SCHICKER: Die Saison ist noch nicht aus, wir haben am Samstag noch ein wichtiges Spiel auswärts gegen den WAC und wollen das Maximum holen. So gesehen tue ich mir mit einem Resümee schwer.

Wie lautet Ihre Zwischenbilanz vor dem letzten Saisonspiel?
Das, was wir im ersten Jahr geschafft haben, erleichtert unseren weiteren Weg. In einer schwierigen Situation mit der Pandemie und all den Folgewirkungen sind wir jetzt in der glücklichen Lage, über den Europacup Geld einzunehmen und den Wert der Spieler noch einmal zu erhöhen.

Ab wann haben Sie gemerkt, dass diese Saison richtig erfolgreich werden kann?
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe ziemlich früh gemerkt: Wir haben da einen guten Haufen. Dass es am Ende so gut gelaufen ist, war nicht zu erwarten. Aber wir stehen trotzdem erst am Anfang unserer Planungen.

Das klingt wie eine Drohung an die Konkurrenz.
Wir werden unseren eingeschlagenen Weg jetzt weitergehen. Es gibt auch keine zwei Kaderplanungen – eine mit Europacup und eine ohne Europacup. Wir vertrauen auf den Kader weiter. Ich denke, da ist noch viel Potenzial vorhanden. Wir haben die Erwartungshaltung vor der Saison runtergeschraubt und waren lange Zeit unter dem Radar der Gegner. Das erleichtert uns einiges, das wird in der nächsten Saison aber nicht mehr möglich sein (schmunzelt).

Trainer Christian Ilzer hat kleine Adaptierungen im Kader angekündigt. Wie sehen diese aus?
Tobias Schützenauer habe ich bereits ein Vertragsangebot geschickt. Priorität hat die Personalie David Nemeth. Da müssen wir allerdings abwarten, was Mainz vorhat. Wir würden ihn noch gerne ein Jahr halten. Und ich denke, er würde sich in Österreich und Europa noch ein Stück weiterentwickeln. Manprit Sarkaria haben wir verpflichtet, Martin Krienzer kehrt zurück und bekommt seine Chance. Der Manager von Otar Kiteishvili kommt Ende der Woche nach Graz. Es wird ein Angebot auf Vertragsverlängerung geben. Mehr kann ich noch nicht sagen.

Das heißt, es wird sich noch etwas tun.
Wenn Nemeth nicht bleibt, werden wir handeln, machen aber sicher keinen Schnellschuss. Außerdem halten wir die Augen am Transfermarkt immer offen. Wichtig ist mir aber, dass wir den Kader im Großen und Ganzen halten können.

Ihre Transferbilanz kann sich sehen lassen. Alle acht Verpflichtungen (Dante, Gazibegovic, Gorenc Stankovic, Ingolitsch, Kuen, Nemeth, Wüthrich, Yeboah) haben eingeschlagen.
Das hängt auch damit zusammen, dass wir extrem oft mit dem gesamten Trainerteam über den Kader sprechen. Es vergeht kein Tag, wo das nicht der Fall ist. Damit kannst du die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass du nicht danebenliegst. Wir haben Typen dazu bekommen, die auch außerhalb des Platzes richtig gut sind.

Und auch die schwierigen Phasen wurden gut durchtaucht.
Im Jänner und Februar ist es zäher geworden. Da habe ich aber auch gesehen, dass gute Charaktere da sind. Von dem her sind wir mit den Verpflichtungen sehr zufrieden.

Was ist anders zur Mannschaft vom letzten Spieljahr?
Wir haben den Kader absichtlich klein gehalten. Viele Spieler haben ihre Rolle gefunden. Wenn ein arrivierter Spieler Druck von einem Jungen bekommt, möchte er seine Position unbedingt verteidigen. Dadurch steigert sich die Qualität im Training.

Sie haben am Anfang der Saison auch Spieler verabschiedet, die nicht in den Plan gepasst haben.
Da ist auch einiges gelungen. Das hatte auch nichts mit dem Können der Spieler zu tun, sie haben einfach nicht in unseren Plan gepasst. Das war aber sicher ein Schlüssel, weil wir auch Spieler mit laufenden Verträgen wegbekommen haben. Man muss ehrlicherweise auch sagen, man trennt sich von Spielern, die man nicht selbst geholt hat, leichter.

Sie haben aber auch aktuell klar entschieden.
Ich habe Kevin Friesenbichler und Bekim Balaj in aller Klarheit gesagt, dass wir nicht mehr mit ihnen planen, ja. Das hat aber nichts mit den Personen zu tun, sondern ausschließlich damit, wer in unseren Plan passt.

Ist die Klarheit Ihr Erfolgsrezept?
Ich weiß ja, wie eine Mannschaft funktioniert und was die Spieler reden. Natürlich ist der Spieler, der nicht bleiben kann, im ersten Moment enttäuscht und angefressen und sagt sch... Schicker. Aber nach ein paar Tagen ist er froh, Klarheit zu haben. Abwarten und weiterwurschteln bringt nichts.

Bleibt Trainer Christian Ilzer?
Ich denke schon. Chris weiß, was er am SK Sturm und auch an der Zusammenarbeit mit mir hat. Es ist wichtig, dass zwischen dem Sportdirektor und Trainer kein Blatt passt. Und das ist bei uns beiden hundertprozentig der Fall. Ich bin überzeugt, dass sein Weg bei Sturm nach dieser Saison noch nicht zu Ende ist. Er wird Europa mitnehmen.