Der SK Sturm surft seit Sommer 2020 auf der Erfolgswelle. Nachdem Andreas Schicker das Amt des Sportgeschäftsführers übernommen und Christian Ilzer als Trainer verpflichtet hat, wurde ein Umbruch vollzogen, der die Grazer als klare Nummer zwei Österreichs dastehen lässt – mit zwei Vizemeistertiteln und einem Cupsieg in den jüngsten zwei Spielzeiten. Und das, nachdem die Schwarz-Weißen am Ende der Saison 2019/20 mit einem Sieg und neun Niederlagen in der Meistergruppe im sportlichen Niemandsland gestanden waren, weil sie u. a. im eigenen Stadion von Hartberg vorgeführt wurden.

Doch eine nachhaltige Spielphilosophie inklusive kluger Transfers machten Sturm wieder zu einer großen Nummer – gekrönt von drei Europa-League-Teilnahmen in Serie. Die nächste Gruppenphase wird am Freitag ausgelost. Ob da noch alle Spieler des aktuellen Kaders mit dabei sein werden, ist mehr als fraglich.

Zwar ist bis Montagabend noch keine endgültige Entscheidung gefallen, jedoch bahnt sich der Abgang von zwei Leistungsträgern an. So steht Alexander Prass unmittelbar vor einem Wechsel zum französischen Klub FC Lorient in der Ligue 1. Der Mittelfeldspieler sieht seine Zukunft beim Klub aus der Bretagne. "Wir sind uns in den meisten Punkten einig, weil die Verhandlungen weiter in die richtige Richtung fortgeschritten sind. Aber es gilt jetzt noch, letzte Details zu klären", sagt Schicker.

Nur für zwei Spieler wurde mehr bezahlt

Prass wird für den dritthöchsten Transfererlös der Grazer sorgen – nach Rasmus Höjlund und Emanuel Emegha. Mehr als sieben Millionen Euro (exklusive Boni) sollen die Westfranzosen an Sturm überweisen. Und das für einen Spieler, der 2021 ablösefrei von Zweitligist Liefering nach Graz kam, in der Murstadt auch zum ÖFB-Teamspieler wurde und nun den nächsten Entwicklungsschritt in seiner Karriere gehen will.

Selbiges gilt auch für Gregory Wüthrich, der an Schicker mit dem Wunsch eines Wechsel – und zwar zu Augsburg – herangetreten ist. "Natürlich wäre auch sein Abgang sportlich schmerzhaft für uns. Aber man muss es verstehen, wenn die Möglichkeit besteht, in die Deutsche Bundesliga zu wechseln. Da muss man Menschlichkeit zeigen", sagt Schicker. Immerhin glänzte der Schweizer nach seiner Ankunft im Sommer 2020 mehr als drei Jahre lang als Abwehrchef.

Wüthrich wollte bereits vor einem Jahr weg

Bereits vor einem Jahr gab es ein Angebot eines ausländischen Klubs, das Wüthrich annehmen wollte. Damals schaffte es Schicker, den 28-Jährigen von einem Verbleib zu überzeugen und sogar den Vertrag bis 2025 zu verlängern. Einen Zusatz beinhaltete dieses Abkommen. Sollte ein Klub aus einer Topliga anklopfen, so würde man ihm bei entsprechender Ablöse (kolportiert werden rund zwei Millionen Euro) keine Steine in den Weg legen.

Nun meldete sich Augsburg, das in den ersten beiden Bundesligapartien sieben Gegentore kassierte und Verstärkung in der Defensive braucht. Zwei Punkte sprechen für die Bayern. Sportdirektor ist mit Marinko Jurendić ein Landsmann von Wüthrich. Zudem stecken private Gründe hinter dem Transfer, da die Verlobte des Innenverteidigers eine Deutsche ist.

Es kommen zwei neue Legionäre zu Sturm

Für einen Innenverteidiger in der heimischen Bundesliga, der nicht Teamspieler ist, noch immer ein nettes Sümmchen, das auch wieder investiert wird. "Sollten wir mit Augsburg eine Einigung erzielen, wovon ich stark ausgehe, werden wir einen Innenverteidiger verpflichten", sagt Schicker, der nicht ausschließt, dass es sich beim neuen Abwehrmann um einen routinierten Spieler handeln könnte. Fix ist, dass der Ersatz auf jeden Fall ein Legionär sein wird – gleich wie der mögliche Prass-Ersatz, der allerdings wieder dem bewährten Beuteschema gleichen soll: jung, entwicklungsfähig und vor allem geeignet für eine immense Marktwertsteigerung.

Heute bzw. spätestens Mittwoch sollen die endgültigen Entscheidungen in Form der nötigen Unterschriften fallen. Werden die wechselwilligen Prass und Wüthrich verkauft, hätte Schicker in etwas mehr als drei Jahren Amtszeit rund 50 Millionen Euro Transfererlöse erzielt. Sollte die Scoutingabteilung auch weiter ein gutes Gespür bei Neuzugängen haben, steht einer Steigerung dieser Summe und der Fortsetzung des sportlichen Erfolgs nichts im Wege.