Herzlich willkommen in Graz, Herr El Maestro! Wann erschien Sturm erstmals auf Ihrem Radar?
Nestor EL MAESTRO: Das war die überragende Mannschaft unter Ivica Osim. Wir haben zu Hause die Spiele gegen Manchester United geschaut. Als Ausländer weiß ich, dass den Klub Sturm Graz außerhalb Österreichs jeder kennt. Sturm ist europaweit bekannt, das ist schon eine geile Geschichte.

Haben Sie einen Herzensklub?
Als Kind war ich Roter-Stern-Belgrad-Fan. Dann sind wir ausgewandert und in England hatten wir alle ManU-Trikots an. Sobald man im Profifußball anfängt, verliert man aber die Fan-Romantik.

Wie kam es zum klingenden Namen El Maestro?
Ich war damals 18 Jahre alt, hatte eine interessante Idee, aber ohne Weitblick. In England war es damals mit einem „ic“-Namen nicht leicht. Ich bereue es nicht, aber heute würde ich es nicht mehr machen.

Anzug oder Trainingsanzug?
Ich sehe im Trainingsanzug einfach nicht so geil aus wie Jürgen Klopp (lacht).

Sind Sie eher ruhig oder emotional?
Authentisch. Für viele ist es unvorstellbar, dass ich noch nie auf die Tribüne musste.

Wie viele Sprachen sprechen Sie?
Mit meiner Schwester rede ich Englisch, mit meiner Frau Serbisch und mit meinen Kindern ist es ein Wahnsinn. Nach der Schule und dem Kindergarten wird drei Stunden Deutsch gesprochen, dann Serbisch. Dazu kann ich auch noch etwas Spanisch, Portugiesisch, Slowakisch und Bulgarisch. Aber das Niveau ist unterschiedlich gut.

Werden neue Spieler kommen?
Ich denke, Günter Kreissl hat richtig Ahnung. Nicht nur, weil er mich sehr früh kontaktiert hat (lacht). Die Mannschaft ist relativ einfach trainierbar und hat extrem profitiert von den Trainern, die hier gearbeitet haben. Die Mannschaft ist taktisch flexibel und taktisch gut geschult. Das erleichtert einiges. Ich werde am Montag meine Ideen einbringen. Die sind neu, aber sicher nicht weltbewegend.

Bekommen alle Spieler ihre Chance, vor allem der unter Ihrem Vorgänger Roman Mählich aussortierte Philipp Hosiner?
Ich kenne die Mannschaft ganz gut. Konkret zu Hosiner: Er bekommt seine Chance. Eine Art Neuanfang gibt es für alle.

Haben Sie Spieler-Wünsche?
Ich habe keine spezifischen Forderungen. Das ist eine Zusammenarbeit von beiden Seiten, jeder macht Vorschläge. Und dann gibt es eine Entscheidung des Vereins.

Wie wichtig ist Ihnen der Nachwuchs im Verein?
Wie der jetzige Zustand genau ist, weiß ich noch nicht. Aber jene, die für die Kampfmannschaft infrage kommen, werden mittrainieren.

Werden Sie das System für den Nachwuchs vorgeben?
Das halte ich nicht für richtig. Bei einem Verein, der nicht dominant ist, ist der Ergebnisdruck der Kampfmannschaft zu groß. Es ist nicht immer sinnvoll, dass ein 16-Jähriger so spielt wie die erste Mannschaft. Der Nachwuchs kann ruhig autonom arbeiten.

Warum hat Ihre Karriere als Fußballer rasch geendet?
Ich war zu schlecht. Ich habe meine Naivität mit 14 Jahren verloren und erkannt, dass ich als Spieler kein Geld verdienen kann.

Wie stehen Sie zu sozialen Medien?
Ich nutze keine und fühle mich frei. Aber es ist ein fester Bestandteil des Lebens. Das kann man nicht verbieten.

Was haben Sie mit Sturm vor?
Zum ersten Mal in meiner kurzen Karriere bin ich bei einem Klub, der groß genug, spannend genug und entwicklungsfähig genug ist, um nachhaltig Erfolge zu haben. Ich kann mir vorstellen, länger zu bleiben.