Die Worte von Lukas Spendlhofer („Das zeigt, wie schlecht wir sind“)hätten nach der 1:2-Niederlage gegen den WAC nicht treffender sein können. So schlecht war der SK Sturm schon seit der Saison 2013/14 nicht mehr. Damals hatten die Grazer zum bislang letzten Mal eine negative Bilanz von 13 Siegen, neun Remis und 14 Niederlagen (Torverhältnis 55:55). Diesmal gab es zehn Siege, zehn Remis und zwölf Niederlagen (37:40). Das Bundesliga-Play-off (Donnerstag bzw. Sonntag) bietet aber dennoch die Chance, doch noch ein Europacup-Ticket zu ergattern. Die Saison darf aber schon jetzt als verkorkst bezeichnet werden. Warum es in 32 Runden nicht gelang, den heuer praktisch auf dem Silbertablett gelegenen dritten Platz – der WAC ergatterte heuer 13 Zähler weniger als das am Ende drittplatzierte Rapid im Vorjahr nach 32 Runden – zu erreichen:

  • Tore: Sturm bekam heuer gleich viele Gegentore wie in der Vizemeister-Saison des Vorjahres. Der Unterschied: Die Grazer schossen in dieser Saison um 25 Treffer weniger. Dass der im Winter zu Anderlecht gewechselte Peter Zulj mit fünf Treffern und zwei Assists Topscorer ist, spricht Bände.
  • Inkonstanz: Nur zwei Mal gelang es den Schwarz-Weißen, zwei Siege in Folge zu erreichen.
    Heimschwäche: Von 16 Heimpartien in dieser Saison konnten gerade einmal vier gewonnen werden. Nur Admira und Altach weisen ebenfalls diese katastrophale Bilanz auf.
  • Kader: Das Fehlen einer klaren Philosophie spiegelte sich in der chaotischen Kaderneuaufstellung wider. 15 Spieler gingen, zwölf andere, teils völlig konträre Spielertypen für gleiche Positionen kamen neu hinzu. Der teuerste Kader seit dem Zwangsausgleich ist qualitativ gesehen bestenfalls durchschnittlich. Dazu kommen atmosphärische Störungen – die Folge der wachsenden Unzufriedenheit im aufgeblähten 26-Mann-Kader.
  • Führungsspieler: Österreichs U21-Teamspieler Ivan Ljubic bemängelte zuletzt, dass kein Spieler auf dem Platz Verantwortung übernimmt. Die Struktur im Kader passt vorne und hinten nicht. Das führt zur konstant auftretenden Instabilität, die auch erklärt, warum Sturm in der Meistergruppe in fünf Partien trotz Führung noch eine Niederlage einstecken musste.
  • Identifikation: Mit Dario Maresic (28 Spiele), Jakob Jantscher (12), Tobias Schützenauer (1) und Tobias Koch (1) gibt es nur vier Steirer, die bei Sturm zum Einsatz kamen. Gerade im Falle des Misserfolgs würden die Fans Lokalmatadoren eher und länger den Rücken stärken.
  • Trainer: Nach 13 Partien wurde Heiko Vogel gefeuert. Günter Neukirchner übernahm interimistisch für eine Partie (0:0 gegen St. Pölten), ehe die Ära von Roman Mählich begann. Unter Vogel holte Sturm im Schnitt 1,15 Punkte pro Partie, Mählich kam auf 1,33. Auch bei dieser Veränderung machte sich die fehlende Philosophie bemerkbar. Beide versuchten mit dem Kader eine unterschiedliche Art von Fußball umzusetzen. Der Erfolg hielt sich in beiden Fällen in Grenzen, weshalb es naheliegt, dass die Ursache woanders begraben sein muss.
  • Günter Kreissl: Sturms Geschäftsführer Sport hat in seiner mittlerweile dreijährigen Ära rund neun Millionen Euro Transferüberschuss erwirtschaftet und in den ersten beiden Jahren für sportlichen Erfolg gesorgt. Auch infrastrukturell gab es einen sichtlichen Aufschwung (u. a. Sanierung der Trainingsplätze, neuer Kunstrasenplatz, neues Flutlicht). Als Krisenmanager konnte er sich bislang noch nicht profilieren. Sein zart besaitetes Nervenkostüm macht ihm oft das Leben schwer und lässt auch seine Kritikfähigkeit darunter leiden.