Nach 305 Tagen (gezählt ab dem ersten Training) ist Heiko Vogel seinen Trainerjob beim SK Sturm los. Es ist ausschließlich die Punktekrise, die zur Freistellung des Cupsiegers und Vizemeister-Coachs geführt hatte. Sonst hätte ja eh (fast) alles gepasst. Die Entscheidungsträger – das sind die Vorstandsmitglieder und Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl – sind zum Entschluss gekommen, dass man die Diskussion um Vogel selbst bei einem Sieg im nächsten Heimspiel gegen St. Pölten nicht mehr loswerden würde. Man hätte bei einer Pro-Vogel-Entscheidung und etwaigen anhaltenden Ergebniskrise dem Druck einfach nicht standgehalten.

Das ist ehrlich, zeigt aber auch, dass man sich bei Sturm oft für den Weg mit dem geringsten Widerstand entscheidet. Es ist eine Art, einen Verein zu führen. Es wurde in die Mannschaft gehört, sagte man bei der Pressekonferenz, wo der Vogel-Abschied erklärt wurde. Innerhalb der Truppe fragt man sich, welche Spieler die Führungsetage gemeint habe. Gut, es könnte ja auch ein Kommunikationsproblem gewesen sein.

Temporäre Auffassungsunterschiede zwischen Kreissl und Vogel haben den Verein eine Zeit lang in eine negative Stimmung versetzt, unbemerkt von der Führungsetage, nicht aber von der Mannschaft. Ob Rückschlüsse auf die Darbietungen auf dem Platz zulässig sind, kann nicht beantwortet werden. Präsident Christian Jauk ist es wichtig, seine Ohren überall zu haben, weil die Rückmeldung Angestellter oft ehrlicher und substanzvoller sind als von Abteilungsleitern, sagt er selbst. Bei Sturm hat er das verabsäumt. Die Aussage des Kapitäns Stefan Hierländer („Das Problem bei Sturm ist nicht der Trainer“) wurde überhört – bewusst? Und auch Vogels Abgang löst nicht alle Probleme, die bei den Transferaktivitäten des Sport-Geschäftsführers aufgetreten waren.

Trainer weg, neue Chance. Ab sofort sind die Nachfolge-Spekulationen eröffnet. Interimistisch übernehmen Entwicklungscoach Günther Neukirchner und Co-Trainer Joachim Standfest. Zeitrahmen für die Neubestellung gibt sich der Klub nicht. „Zeitnah“, wird erklärt. „Die nächsten 48 Stunden sind entscheidend“, sagte Kreissl gestern Nachmittag. Sitzt der neue Übungsleiter bereits gegen St. Pölten auf der Trainerbank, spricht einiges für Roman Mählich. Er soll gestern in Graz gewesen sein und wäre auf der Stelle verfügbar. Wählt Sturm die Variante mit der Länderspielpause, hat WAC-Trainer Christian Ilzer große Chancen. Aus dem Rennen dürfte wohl Manfred Schmid, langjähriger „Co“ von Peter Stöger, sein. Gegen seine Bestellung spricht ein Nahverhältnis zu Kreissl.

Der neue Coach geht jedenfalls ein nicht zu unterschätzendes Risiko ein. Bleibt es bei der Ergebniskrise und liegt Sturm nach dem Grunddurchgang nicht über dem Strich, würde es wohl ein kurzes Gastspiel werden. Dann müsste auch Günter Kreissl seinen Hut nehmen. „Ich bin mir dieser Verantwortung bewusst. Deshalb will ich bei der Trainer-Entscheidung eine breite Mehrheit.“