Es war kein schöner Abend für den SK Sturm in der Europa-League-Qualifikation gegen AEK Larnaka. Sportlich, wegen des 0:2 sowieso. Und natürlich wegen des Becherwurfs (HIER gibt's alle Bilder). Ein Wurf eines einzelnen Besuchers, der weitreichende Folgen haben wird. Die UEFA-Disziplinarkommission wird alsbald über mögliche Strafen beraten. das weiß niemand besser, als deren Vorsitzender, der Kärntner Thomas Partl. Was auch er nicht weiß: Wie das Urteil ausfallen wird.

Partl, lange Jahre Präsident des Kärntner Verbandes, wird im Fall von Sturm aber nicht an der Sitzung teilnehmen ("Weil es einen Klub aus Österreich betrifft, nehme ich wegen Befangenheit nicht teil"). Interessiert ist er an dem Fall aber sehr wohl. Und er sagt: "Hut ab vor dem Schiedsrichterteam. Im Normalfall wäre das ein klarer Abbruch gewesen!" Im Normalfall heißt: Bei Insultierungen bzw. Verletzungen des Schiedsrichterteams gibt es meist einen Spielabbruch. 

Was nun passiert

Da aber fertig gespielt wurde, nimmt alles einen anderen Gang. Die UEFA bekommt wohl am heutigen Tag einen Delegiertenbericht, einen Schiedsrichterbericht und auch einen Bericht des Sicherheitsbeauftragten, sagt Prantl. Alls das ist schon passiert, auch der SK Sturm wurde schon zu einer Stellungnahme aufgefordert. Selbst der Termin der Verhandlung steht mit dem 17. August schon fest. 

Thomas Partl
Thomas Partl © GEPA pictures

Klar sei aber, das "die Beweislage eindeutig ist, alles mittels Videos nachvollziehbar ist und auch vom Klub nichts in Abrede gestellt wird", sagt Prantl, der auch das ehrliche Bedauern der Sturm-Verantwortlichen samt sofortiger Aussendung des Klubs positiv erwähnt. Vielleicht sei auch das ein Grund gewesen, warum das Schiedsrichterteam das Spiel fortgesetzt habe. "Sie haben wohl entschieden, dass die Sicherheit nicht gefährdet ist, weil es sich ganz offensichtlich um die Tat eines Einzelnen gehandelt hat.

Harte Strafe

Partl macht sich aber keine Illusionen, dass es für Sturm leicht werden wird: "Ich erwarte eine harte Strafe!" Soll heißen: Finanziell wie auch mit anderen Konsequenzen, etwa Spiele vor leerem Stadion. Damit sei jedenfalls zu rechnen. "Alles andere wäre eine Gnade", sagt Partl.

Zum Vergleich: Der NEC Nijmegen erhielt schon vor neun Jahren, als in einem internationalen Spiel der slowenische Schiedsrichter von einem Feuerzeug getroffen wurde und ein blutendes Cut erlitt, eine Strafe in Höhe von 50.000 Euro. Heutzutage wird das wohl kaum reichen.
Dazu kommen aber auch etwaige Sperren. "Mit ein, zwei Spielen unter Ausschluss der Fans muss man rechnen. Alles darunter wäre eher Gnade von oben", sagt Partl. Was im schlimmsten Fall droht, darauf kann Partl aber nicht eingehen: "Das ist reine Spekulation und würde den Diskussionen meiner Kollegen vorgreifen." Unwahrscheinlich bleibt aber, dass Sturm gar ein Ausschluss aus den UEFA-Bewerben droht.

Enormer Schaden

So oder so ist der angerichtete Schaden aber zweifellos enorm. Der Täter wurde zwar gefasst, jedoch es bleibt fraglich, ob man sich an ihm schadlos halten kann. „Es gäbe einen zivilrechtlichen Weg, aber da geht es um eine Höhe der Strafe, die für einen Normalsterblichen ohnehin nicht zu bezahlen ist“, meint Partl. Sturm will den Weg auf jeden Fall gehen und auch in Österreich einen Präzedenzfall schaffen und die Frage klären, ob Fußballvereine verhängte Strafen im Regress vom Verursacher fordern dürfen.

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Passenderweise gab es in Deutschland just am Freitag das erste Urteil dieser Richtung: Der VfL Wolfsburg war wegen Abbrennens von Pyrotechnik vom DFB zu einer 6000-Euro-Strafe verurteilt worden. Jetzt verglich sich der Klub mit den zwei verantwortlichen Fans, die auch schon eine erste Teilzahlung (3500 Euro) geleistet haben.