Es war der 5. Juni 1996: Dank eines 3:1-Erfolges über die Admira holte der SK Sturm den ersten großen Titel der Vereinsgeschichte, wurde Cupsieger. Dass das schon 22 Jahre her ist, will der damalige Kapitän der Grazer, Arnold Wetl, nicht hören: „Komm, lass’ uns nicht über Zeit reden“, sagt er mit einem Lachen.

Der 48-Jährige war mit zwei Toren damals maßgeblich am Erfolg der Schwarz-Weißen beteiligt. „Natürlich kann ich mich noch an meine Tore erinnern. Das vergisst man nicht. Auch, wie Darko Milanic getroffen hat, weiß ich noch genau. Da habe ich den Ball ja auch weitergeleitet.“ Dass Sturm im Wiener Ernst-Happel-Stadion erstmals in der Klubgeschichte einen Titel feiern würde, war irgendwie abzusehen. „Wir waren sicher, dass wir im Cup was reißen“, sagt Wetl. Nur vier Tage vor dem Finaltag wurde die Meisterschaft in der letzten Runde bei Rapid verspielt. „Es war nur ein kurzfristiger Frust. Wir haben in dieser Saison gut gespielt, haben uns im Laufe der Meisterschaft gut weiterentwickelt. Gegen Rapid waren wir einfach noch ein bisserl zu grün. Irgendeinen Titel wollten wir dann halt“, sagt der Steirer.

Und den haben die Grazer unter Trainer Ivica Osim dann auch geholt. Vor 8800 Zuschauern im Ernst-Happel-Stadion, wo wenige Tage zuvor bei der Meisterschaftsentscheidung gegen Rapid noch 40.000 Fans mehr waren. „Die Stimmung war trotzdem lässig. Die Fans haben schon Lärm gemacht.“

Titel und Wechsel nach Portugal

Während sich der heutige Trainer der Akademie Steiermark-Sturm an das Spiel, seine Treffer und die Stimmung noch gut erinnern kann, weiß er eines nicht mehr so genau. „Wir haben gefeiert, aber daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Was ich noch weiß: Der ,Haasi‘ (Mario Haas, Anm.) hat sich im Finale verletzt, vom Feiern hat ihn das aber nicht abgehalten.“

Es sollte der Startschuss für eine große, titelreiche Zeit der Grazer sein. Diese hat Wetl aber nicht mehr aktiv erlebt, er wechselte nach dem Cupsieg nach Portugal zum FC Porto, wo er nicht nur ein Champions-League-Spiel absolviert hat, sondern auch Meister geworden ist. „Für mich war der Wechsel eine Entscheidung, die ich so getroffen habe. Und Entscheidungen, die man trifft, sind immer die besten“, sagt Wetl, „obwohl es sportlich nicht ganz so gelaufen ist, wie ich es mir vorgestellt habe.“

Nach einer Saison war das Abenteuer Porto vorbei, es folgte der Wechsel zum SK Rapid –ehe der Offensivspieler im Jahr 2001 wieder zu Sturm zurückgekehrt ist. Mit den Grazer Kollegen von damals ist Wetl noch in Kontakt. „Wir haben eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe. Da schreiben wir schon regelmäßig. Für persönliche Treffen reicht es eher selten.“

"Sturm hat gute Chancen"

Selten schafft es Wetl aufgrund seiner Verpflichtungen in der Akademie auch zu Spielen der aktuellen Sturm-Mannschaft. Im Fernsehen verfolgt er die Spiele aber schon. „Das letzte Spiel gegen Rapid war eine der besten Vorstellungen seit Langem.“ Und für das Cupfinale am Mittwoch gegen Salzburg traut er den Schwarz-Weißen auch einiges zu. „Natürlich hat Salzburg eine große Euphorie aufgrund seiner super Saison. Aber ich glaube, dass es bis zum Schluss eine spannende Partie wird und die Chancen nicht schlecht stehen.“ Überhaupt taugt Wetl der Cupbewerb. „Ich weiß nicht, warum der Stellenwert nicht so hoch ist. Man kann mit wenigen Spielen international spielen und einen Titel gewinnen. Und jeder Titel ist was Besonderes. Für Sturm wäre es nach dem Meistertitel von 2011 wieder schön, einen zu gewinnen.“

Vergleiche zu 1996 will Wetl vor dem bevorstehenden Cupfinale keine ziehen. Nur eines ist klar: „Die Stimmung wird ganz anders sein. Knapp 30.000 Fans machen natürlich einfach einen ganz anderen Lärm.“