Von einer Vorentscheidung in der Bundesliga sprachen viele nach der 0:1-Niederlage des SK Sturm gegen Salzburg in der Vorwoche. Die Mozartstädter bewiesen mit einer starken Vorstellung, warum ihnen der Meistertitel auch in dieser Saison nur ganz schwer zu entreißen sein wird. Es wäre der elfte Triumph in Folge. Fünf Zähler liegen Oumar Solet, Mads Bidstrup und Co in der Tabelle in Front. Sturm bleibt der erste (und einzige) realistische Bullen-Jäger.

Der Sieg der Salzburger in der Vorwoche offenbarte einmal mehr, warum die Grazer die zweite Kraft in Österreich sind. Und in dieser Rolle werden sie vom Serienmeister überaus ernst genommen. Die Leistung von Red Bull in Graz erwies sich wie schon einige Male zuvor als meisterlich. Sturm hat es sich erarbeitet, von Salzburg nicht mehr unterschätzt und auf die leichte Schulter genommen zu werden. Die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber weiß, nur reüssieren zu können, wenn alle Akteure ihr Intensitätslevel bis zum Maximum ausschöpfen.

Genau diese Tatsache darf auch als Basis für den 4:3-Auswärtssieg im ÖFB-Cup-Halbfinale in Salzburg am Donnerstag herangezogen werden. Das Festsetzen der Stärke Sturms in den Köpfen der Spieler beim Ligakrösus führt dazu, zwar solche Ausnahmevorstellungen wie am Sonntag in der Bundesliga leisten zu können. Allerdings sorgte die Spielansetzung vier Tage später im Pokal dafür, dass der Energie- und Willensspeicher beim Ligakrösus nicht mehr auf Anschlag aufgefüllt werden konnte. Das nutzte Sturm eiskalt aus und zog wie im Vorjahr ins Endspiel ein, in dem am 1. Mai in Klagenfurt Rapid warten wird. Seit 2014 hieß der rot-weiß-rote Cupsieger übrigens immer Salzburg oder Sturm. Als die Steirer 2018 und 2023 den Pokal holten, sollten auch sie es sein, die Salzburg auf dem Weg zum Titel aus dem Weg räumten. Somit stehen auch heuer die Vorzeichen gut, zumal Rapids letzter Titel im ÖFB-Cup 29 Jahre zurückliegt.

Bevor aber der siebente Cuptitel fixiert werden soll, soll auch die Jagd nach Salzburg noch nicht beendet werden. Dafür gilt es heute (14.30 Uhr, Merkur-Arena, nur noch Restkarten erhältlich) den LASK zu bezwingen, um den Vorsprung auf die Oberösterreicher auf acht Zähler auszubauen. Der Hintergrund: Der zweite Platz soll abgesichert werden. Denn während der Meister einen Fixplatz in der Gruppenphase in der reformierten und erstmals mit 36 Klubs ausgetragenen Champions League sicher hat, darf der Vizemeister immerhin in der zweiten Qualifikationsrunde antreten und von den millionenschweren Einnahmen in der Königsklasse träumen. Der Nachteil: Einen Freibrief für eine Gruppenphase (in der Europa oder Conference League) und damit zumindest eine Startprämie in Höhe von zumindest drei Millionen Euro gibt es heuer für den Vizemeister nicht. Dafür kommt der Cupsieger in diesen Genuss, weil dieser im Europa-League-Play-off einsteigt und so zumindest die Gruppenphase in der Conference League sicher hat. Gewinnt etwa Sturm den Cup und wird Vizemeister, würde der Drittplatzierte diesen Platz erben.

Bei Sturm gilt es, nicht über das eigene Scheitern nachzudenken. „Wenn wir im Europacup gegen drei Gegner scheitern, haben wir die Gruppenphase eh nicht verdient“, sagt Trainer Christian Ilzer. Heute gilt es, gegen den LASK gleich aufzutreten wie gegen Salzburg und zu beweisen, die Nummer zwei Österreichs zu sein.