Der SK Sturm ist heute (21 Uhr, Sky und ServusTV live) im Achtelfinal-Rückspiel der Conference League gegen Lille gefordert. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist es auch der letzte Auftritt der Grazer auf der Europacup-Bühne in dieser Saison. Ein 0:3 aufzuholen, noch dazu gegen einen französischen Spitzenklub, dessen Heimstärke immens ist, wäre einem Fußball-Wunder gleichzusetzen.

„Wenn es der Fußball-Gott gut mit uns meint, müssen wir bereit sein“, sagt Sturm-Trainer Christian Ilzer: „Wir brauchen nicht beten, wir müssen bereit sein, bereit sein, über unsere Grenzen zu gehen.“ Lille hat Sturm im Hinspiel die fußballerischen Grenzen aufgezeigt. Die schwarz-weißen Akteure kamen nichts ins Pressing, weil die technisch starken Franzosen den Ball exakt, sicher und schnell in ihren Reihen zirkulieren ließen. „In solchen Spielen können wir unsere eigenen Grenzen erweitern. Wir werden uns so teuer und gut verkaufen wie möglich“, sagt Ilzer vor dem Rückspiel.

Respektvolle Fankultur

Die Stärke des Gegners habe seine Spieler im Hinspiel mental frustriert und körperlich gefordert, wie man am Sonntag beim 1:1 gegen Hartberg sehen konnte. Da fehlten den Grazern ein paar Prozent ihrer Spritzigkeit. Physisch wird es heute im Stadion Pierre-Mauroy abermals eine Herausforderung. Psychisch habe man die Mannschaft aufgebaut, und zwar mit Videosequenzen der letzten Minuten des Hinspiels. Die Spieler bekamen noch einmal die Reaktion des Publikums im Stadion vorgespielt.

„Während und direkt nach dem Spiel bist du in einer Art Tunnel. Fokussiert auf das Spielgeschehen und in diesem Fall frustriert, aufgrund der Dominanz des Gegners. Da war mir nicht richtig bewusst, wie die Nord und das ganze Stadion reagierten. Erst im Video, zeitlich mit etwas Abstand, habe ich die großartige Geste aufgesogen. So etwas habe ich noch nie erlebt, diese Unterstützung mit Standing Ovation und dem „Steiermark“-Lied, das war unglaublich. Der SK Sturm hat europaweit beeindruckt, nicht durch die fußballerische Leistung, sondern durch die Darbietung unserer Fans. Das war Fankultur. Das war respektvoll. Großartig“, schwärmte Ilzer.

Mehr als 500 Sturm-Fans in Lille

Die Spieler hoffen, heute auch auf dem Platz beeindrucken zu können. „Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen. Alles, was im ersten Spiel negativ war, müssen wir versuchen, ins Positive zu drehen. Wir müssen einfach von der ersten Minute an Druck machen und versuchen, ein schnelles Tor zu schießen. Fußball kann verrückt sein, noch ist es nicht vorbei“, sagte Dimitri Lavalee. Manprit Sarkaria ist aufgrund seines im ersten Spiel erlittenen Knöchelbruchs nicht dabei. Jon Gorenc Stankovic ist trotz Nasenbeinbruchs bereit und sagt: „Wir müssen einfach unser Spiel spielen.“ Mutiger sein, fordert auch Ilzer und sagt weiter: Es wäre vermessen von einer Aufholjagd zu sprechen. Aber wenn sich etwas anbietet, müssen wir über uns hinauswachsen. Wir müssen mehr das Sturm-Graz-Gesicht zeigen als im Hinspiel.“ Wie mutig Sturm ist, wird man nach Aussage von Ilzer vielleicht schon in der Aufstellung sehen. Mehr als 500 Sturm-Fans werden heute dabei sein.