Höhen und Tiefen liegen beim Sport nicht weit auseinander. Im Fußball gibt es diesbezüglich unzählige Beispiele. Martin Hinteregger kann ein Lied davon singen. Vor drei Jahren erlebte er seinen persönlichen Tiefpunkt. Im Rückspiel des Halbfinales in der Europa League in London gegen Chelsea verschoss der Kärntner am 9. Mai 2019 einen Strafstoß für Frankfurt im Elfmeterschießen, was das K. o. für die Eintracht nach sich zog. „Da habe ich mir Vorwürfe gemacht. Es war eine enorme Leere da und es hat extrem wehgetan. Das hätte das größte Spiel mit dem schönsten Ende werden können für uns. Wir waren ganz knapp vor der großen Sensation. Aber wegen mir haben 30.000 Frankfurt-Fans nicht zum Finale nach Baku fahren dürfen“, sagt der Innenverteidiger rückblickend.

Damals half ihm die Rückendeckung der Anhängerschaft, den erlebten Tiefschlag zu überwinden. In seinem Buch „Innensicht“ beschrieb Hinteregger die Momente als die prägendsten seiner Karriere. Das Titelfoto des Buches zeigt eine Umarmung mit einem Fan. Genau diese Situation ging Hinteregger sehr nahe. Die entgegengebrachte und bedingungslose Unterstützung der „Hinti Army“ lässt die Liebe des 67-fachen ÖFB-Teamspielers zur Eintracht wohl bis ans Lebensende nicht erlöschen.

Und wie das im Fußball so gerne geschieht, passierte am 17. März dieses Jahres ein unvergesslicher Moment positiven Ausmaßes. Im Rückspiel des Achtelfinales der Europa League bei Betis Sevilla lief die letzte Minute der Verlängerung, als Hinteregger nach einem Freistoß in ein Kopfballduell ging, in dessen Folge es zu einem Eigentor der Spanier kam. Der 1:1-Ausgleich sorgte nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel für den Aufstieg in die Runde der letzten Acht. „Plötzlich ist alles umgekehrt. Dieses Tor hat uns jetzt den Schlager gegen Barcelona beschert“, sagt der 29-Jährige vor dem heutigen Hinspiel in Frankfurt (21 Uhr) enthusiasmiert. „Seit der Auslosung ist die ganze Stadt elektrisiert, jeder freut sich drauf.“

Sportlich gelten die Katalanen bei Wettanbieter tipp3 als Topfavorit auf den Triumph in der Europa League, feierten sie doch zuletzt sechs Ligasiege in Folge. Zuletzt ein 1:0 gegen den FC Sevilla, bei dem Pedri das entscheidende Tor erzielte. Der 19-Jährige lässt mit seiner Spielweise nicht nur Fußballfeinschmecker mit der Zunge schnalzen, sondern ihm darf auch zugetraut werden, eine noch bessere Version von Vereinslegende Andres Iniesta zu werden. Für Frankfurt, das in dieser Saison in der Europa League noch ungeschlagen ist, wird es aber nicht nur wegen Pedri schwierig. „Sie sind richtig gut in Fahrt. Es wird schwierig, aber ich sehe schon eine kleine Außenseiterchance. Wir können sie sicher ärgern.  Frankfurt kann Europa“, sagt Hinteregger, der sich schon jetzt auf das Rückspiel freut. „Dann werden 30.000 mit uns nach Barcelona fliegen. Man muss sich das einmal vorstellen. Ich habe, bis ich 13 Jahre alt war, in Sirnitz Fußball gespielt. Und auf einmal spielt man im Camp Nou vor 99.000 Leuten. Genau dafür spielt man Fußball.“ Frankfurt-Trainer Oliver Glasner, der nicht auf Stefan Ilsanker bauen kann, weil dieser nicht für den Europa-League-Großkader nominiert wurde, hofft, dass der Weg für die Eintracht „noch nicht zu Ende ist“.

Ein anderer Österreicher hofft heute noch auf eine perfekte Ausgangsposition für das Rückspiel. Konrad Laimer empfängt mit Leipzig um 18.45 Uhr Atalanta Bergamo (ORF 1 live). Der 24-jährige Mittelfeldakteur befindet sich derzeit in Topform.