Wenn Manchester City und Real Madrid am Mittwoch (21 Uhr, ServusTV, Sky, DAZN) im Halbfinal-Rückspiel der Champions League die Klingen kreuzen, weiß City-Coach Pep Guardiola wohl nicht so recht, wie ihm zumute sein soll. Das 1:1 aus dem Hinspiel ist freilich eine ordentliche Ausgangslage für seine Mannschaft, der Traum vom Endspiel lebt. Und Real Madrid ist – rein auf die Resultate bezogen – auch einer der Lieblingsgegner Guardiolas. Am 13. Dezember 2008 stand der 52-Jährige erstmals gegen die "Königlichen" als Trainer an der Seitenlinie. Im Hinspiel vergangene Woche war es bereits das 22. Mal, dass der Spanier mit einem seiner Teams (Barcelona, Bayern, Manchester City) gegen die Madrilenen spielte. Die Bilanz: zwölf Siege, fünf Remis, fünf Niederlagen.

Und doch: Zwei seiner bittersten Niederlagen als Trainer musste Guardiola jeweils in einem Halbfinale der Champions League ausgerechnet gegen Real Madrid hinnehmen. In der Saison 2013/2014 kam er mit dem FC Bayern nach einem 0:1 in Madrid daheim gleich 0:4 unter die Räder. Und im Vorjahr sah man nach dem 4:3-Sieg im Hinspiel auch im Rückspiel in Spanien bereits wie der sichere Sieger aus, führte bis zur 90. Minute 1:0, um dann doch noch mit 1:3 nach Verlängerung zu verlieren und das Endspiel zu verpassen. "Wenn man diesen Wettbewerb gewinnen will, muss man Real Madrid schlagen", sagt Guardiola.

Mission ist klar

Und das will der zweifache Champions-League-Sieger mit dem FC Barcelona (2009, 2011) am Mittwoch tun. "Ich habe die Idee, dass wir anders auftreten als in Madrid. Flüssiger im Angriff. Daheim wird das auf ganz natürliche Weise geschehen", sagte Guardiola vor dem heutigen Spiel. Und dann fügte der Startrainer noch hinzu: "Ich werde auch nichts überdenken." Genau das ist es nämlich, was ihm seine Kritiker immer vorwerfen. In großen Spielen, und so eines ist jenes am Mittwochabend ohne Zweifel, würde Guardiola immer zu viel nachdenken, zu viel taktieren und mit Überraschungen aufwarten, die dann nach hinten losgehen.

Keine Überraschung wird die Qualität der Madrilenen am Mittwoch für Guardiola sein. "Um sie zu schlagen, müssen die Spieler eine unglaubliche Leistung bringen", ist ihm die Herausforderung bewusst. Beim Titelverteidiger soll auch ÖFB-Teamkapitän David Alaba wie schon im Hinspiel dafür sorgen, dass Citys Superstar Erling Haaland ohne Treffer bleibt. Trainer Carlo Ancelotti gab sich am Vorabend des Schlagerspiels betont gelassen. "Am Spieltag ist der Tag der Sorge, der schlechten Gedanken, ob Haaland dir einen einschenkt oder Kevin de Bruyne aus der Distanz trifft", sagte der 63-Jährige. "Du musst das aber vergessen und positiv denken. Nicht negativ. Wir sind sehr froh, hier zu sein. Für einen Klub wie Real Madrid ist das ziemlich normal, aber so einfach ist das nicht."

Dass Manchester City die derzeit wohl dominanteste Mannschaft der Welt ist, kümmert Ancelotti nicht. "Es spielt keine Rolle, ob du die beste Mannschaft der Welt bist. Wenn du das Halbfinale erreichst, geht es ums Mentale, um den Charakter." Und davon habe sein Team jede Menge – seit 2011 ist es die elfte Teilnahme am Halbfinale in der Champions League für Real. "Ich glaube, dass die Champions League wegen der Historie für Real sehr besonders ist. Das ist eine der großen Qualitäten des Klubs: Die Historie wurde nicht vergessen", sagt der Trainer des Rekordsiegers.