Sind Sie bereit für das zweite Match gegen den FC Bayern?

ZLATKO JUNUZOVIC: Ich bin fit für Bayern, es ist alles in Ordnung.

Wie beurteilen Sie die Situation für Salzburg nach dem ersten Spiel gegen die Bayern, als es in der Schlussphase zum Einbruch gekommen ist, im Hinblick auf das Retourmatch?

Es ist auf jeden Fall einiges möglich. Das hat man im Heimspiel gesehen. Wir haben nach dem Ausgleich auch noch die Chance auf das 3:2 gehabt, als  Noah Okafor alleine aufs Tor gelaufen ist. Da waren wir nicht entschlossen genug und dann ist es leider in die andere Richtung gekippt. Wir wissen selbst, das darf in dieser Art und Weise nicht passieren, gerade wenn wir so ein starkes Spiel abliefern. Aber wir haben letztlich nicht gegen irgendjemanden gespielt, sondern gegen den Titelverteidiger in der Champions League.

Aber das Hinspiel hat doch immerhin gezeigt, dass Salzburg mit den Bayern mithalten kann, daran kann sich die Mannschaft doch sicher aufrichten, oder?

Natürlich. Das sind die Dinge, die uns die Überzeugung und den Mut geben sollen. 80 Minuten war es eine Topleistung gegen einen unglaublich guten Gegner. Das müssen wir für Mittwoch mitnehmen. Wir wissen, dass einiges möglich ist, aber im Gegenzug müssen wir aufpassen. Sie haben individuelle Qualität, die Bayern sind einige der besten Mannschaften weltweit. Aber sie haben gegen uns auch Probleme gehabt. Die Intensität und unsere Bereitschaft waren da. Jeder Spieler muss 100 Prozent Mentalität und Entschlossenheit zeigen, den Mut und den Willen haben. Wenn wir weniger bringen, als das, was wir können, wird es schwer werden, das ist uns allen bewusst.

Die Gruppe ist wohl auch eine der herausforderndsten in dieser Champions-League-Saison?

Ja. Die Bayern sind Tabellenführer in Deutschland, sie ziehen ihr Ding souverän durch. Wir haben Atletico, die sind nach Verlustpunkten gerechnet  auch Erster, haben am Wochenende gegen Barcelona gewonnen. Wir sind in dieser Gruppe schon mit dem allerhöchsten Niveau konfrontiert. Aber, auch wenn die Ergebnisse nicht gepasst haben, glaube ich, dass unsere bisherige Leistung schon sehr in Ordnung ist.

Die Niederlage gegen Sturm ist abgehakt, Sie waren ja nicht dabei?

Mich stört an solchen Spielen dieses Drama, das von außen erzeugt wird. Es war ein Spiel, es war die erste Niederlage auf nationaler Ebene nach dem Lockdown, also seit vielen Monaten. Dass man irgendwann einmal ein Spiel verliert, ist ja  klar. Wir sind natürlich nicht zufrieden, aber das analysieren wir.  Es ist abgehakt. Wir gratulieren Sturm, sie haben es gut gemacht. Es geht weiter. Wir liegen noch immer auf Platz eins.

Abgesehen von dieser Niederlage läuft es in der Meisterschaft. Worin sehen Sie die gravierendsten Unterschiede zwischen einem Ligamatch von Salzburg und einem Auftritt in der Champions League, aus der Perspektive des Spielers betrachtet? Die Ergebnisse, die sich die Mannschaft wohl auch insgeheim erhofft, sind bisher ja nicht eingetreten.

Grundsätzlich bist du immer darauf bedacht, das Maximum herauszuholen, egal ob es sich um Meisterschaft oder Champions League handelt. So bereitest du dich vor, so gehst du ins Spiel rein. Es kommt dann natürlich auch auf den Spielverlauf an und der war gegen Atletico brutal bitter, gegen Lok Moskau brutal bitter, gegen die Bayern erst recht brutal bitter. Natürlich bist du dann enttäuscht. In der Meisterschaft sind wir immer Favorit, in der Champions League gehen wir fast nie als Favorit ins Spiel (lacht). Jetzt  sind wir mit der Punkteausbeute nicht zufrieden. Es wäre viel mehr möglich gewesen, aber die sogenannten Kleinigkeiten haben entschieden. Beispiel Atletico: Da gibt es nach einer Standardsituation ein Getümmel, und du kriegst das 3:2 in der 87. Minute. Das tut schon weh, weil du so nah dran bist. Aber das müssen wir uns in den nächsten Spielen erarbeiten und das Ding durchziehen, bis zur letzten Sekunde.

Man fährt also mit dem klaren Plan zu den Bayern, um aus München etwas mitzunehmen?

Natürlich. So bereiten wir uns vor. Wir wissen auch, dass es möglich ist. Aber wir wissen auch, dass wir sehr viel investieren müssen. Es geht auch um Konzentration und Disziplin von der ersten bis zur letzten Sekunde, vom Willen, von der Mentalität, von der Aggressivität her. Ich hoffe natürlich, dass wir einen Supertag erwischen.

Ihr Vertrag in Salzburg läuft mit Ende dieser Saison aus. Streben Sie eine Verlängerung an?

Natürlich, ich fühle mich sehr wohl in Salzburg. Aber jetzt müssen wir uns auf die kommenden Aufgaben konzentrieren.

Noch ein Blick zum Nationalteam: Kommt Wehmut auf, weil Sie nicht mehr dazugehören?

Natürlich ist immer Wehmut dabei. Ich habe immer betont. Es waren andere Umstände, die mich veranlasst haben, vom Nationalteam zurückzutreten. Es war meine Entscheidung und zum damaligen Zeitpunkt wahrscheinlich auch die richtige. Aber so, wie es sich danach entwickelt hat, und ich auch körperlich wieder meine Stabilität gefunden habe, war es nicht vorherzusehen. Ich war immer gerne im Nationalteam, es war für mich immer eine große Ehre.  Und das Schöne daran ist, dass ich positiv zurückdenke.

Sie rufen jetzt aber nicht Teamchef Franco Foda an und erklären ihm, wieder bereit zu sein?

Nein, von meiner Seite her unternehme ich da nichts.

Und wenn sich Foda melden würde, da würden Sie wohl nicht Nein sagen?

Keine Ahnung. Das muss man dann von der Situation aus beurteilen. Aber ich glaube, dass wir ein sehr gutes Team haben. Der Weg ist ein guter, sie werden in den nächsten Jahren für sehr viel Aufsehen sorgen. Wir haben sehr gutes Potenzial und sind in der Breite sehr gut aufgestellt.