Ungeachtet der zahlreichen Corona-Fälle bei Maccabi Tel Aviv hat Red Bull Salzburg heute Vormittag die Reise zum Play-off-Hinspiel der Champions League nach Israel angetreten. Trotz zumindest sieben mit dem Virus infizierten Spielern bei Gegner Maccabi Tel Aviv soll das Play-off-Hinspiel am Dienstag (21.00 Uhr/live DAZN, Sky) in Israel durchgezogen werden. "Aktuell ist es der Plan, dass das Spiel morgen stattfindet", erklärte Salzburg-Sportchef Christoph Freund am Montag vor dem Abflug. Ob das Spiel tatsächlich durchgeführt werden kann, ist allerdings noch offen. Gemäß den Auflagen der UEFA muss ein Team mindestens 15 gesunde Spieler (13 Feldspieler, zwei Torhüter) aufbieten können, um antreten zu dürfen.

Ungeachtet von Gesundheitsbedenken lässt das Corona-Regulativ der UEFA eine Austragung bisher zu. 13 Feldspieler plus 2 Torhüter müssen gesund sein, um ein Spiel durchzuführen. Zudem dürfen unbegrenzt junge Spieler auf einer B-Liste nachnominiert werden. Freund war sich sicher, dass Maccabi alles probieren werde, um die Partie im Bloomfield Stadion unter Ausschluss der Öffentlichkeit tatsächlich durchzuführen. "Und die UEFA wird das auch machen wollen, sofern es gesundheitlich irgendwie vertretbar ist."

Israel befindet sich seit Freitag in einem totalen Lockdown, die israelische Regierung hatte aber bei der UEFA eine Garantieerklärung für die Austragung der Fußballpartie abgegeben. Mittlerweile scheinen sich aber die Ereignisse zu überschlagen. Bei Maccabi sind bisher laut israelischen Medienberichten von Montagfrüh sieben Spieler positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dazu sind auch sieben Betreuer infiziert.

Freund war laut Eigenaussage in Kontakt mit dem europäischen Verband. "Auch für die UEFA ist es eine schwierige Situation, wie sie darauf reagieren sollen und können", sagte der Salzburger. Soweit ihm bekannt, sei es das erste Mal, dass unter solchen Umständen ein Spiel durchgeführt werden soll.

Das Team von Maccabi wurde am Montag bereits neuerlichen Covid-19-Tests unterzogen, die Ergebnisse sind allerdings noch ausständig. Die Salzburger Reisegruppe wurde sehr klein gehalten und umfasst lediglich 45 Personen. Nicht dabei sind der verletzte Zlatko Junuzovic sowie Jerome Onguene, der keinen Platz im Kader fand.

Dabei grassiert das Virus längst im Club. Ausgangspunkt dürfte mit Dan Glazer ein Spieler sein, dessen Infektion schon vor einigen Tagen bekannt geworden war. Es blieb nicht dabei. Laut Medienberichten vom Montagvormittag sind mittlerweile 14 Fälle (7 Spieler, 7 Betreuer) bekannt. Freund erklärte: "Wir wissen, dass es in Israel extrem viele Infektionen gibt und das jetzt auch beim Verein ziemlich ausgeartet ist."

Die Salzburger Riege hatte schon zuvor wegen des nach dramatischen Infektionsraten verhängten Lockdowns in Israel Bedenken angemeldet. Mit harscher Kritik am europäischen Verband wurde am Montag vorerst gespart. "Die UEFA ist bedacht, heute noch mal zu testen und vielleicht morgen auch noch, wenn es noch mehr (Fälle, Anm.) werden", sagte Freund.

Der verkleinerte Salzburg-Tross (ca. 45 Personen) stieg mit einem "eigenartigen Gefühl" (Freund) in das Flugzeug Richtung Tel Aviv. Der Gegner selbst gehe "professionell" mit der Situation um, meinte Freund. "Sie sind sehr bemüht, uns immer auf dem aktuellsten Stand zu halten." Maccabi bemühe sich auch, die Sicherheit der Salzburger bestmöglich zu gewährleisten. "Ob Unterkunft im Hotel oder Abwicklung am Flughafen, sie unterstützen uns da sehr."

Das Salzburger Bemühen um Professionalität flog ebenso mit. "Wir können nur das beeinflussen, was in unserer Macht liegt. Wir fliegen jetzt da runter, machen ein gutes Abschlusstraining und wollen morgen einen Sieg einfahren", sagte Freund. "Alles, was rundherum passiert, werden wir so gut wie möglich ausblenden."

Sportlich trifft man auf einen nun völlig unberechenbaren Gegner. Beim israelischen Titelträger fällt die halbe Stammmannschaft aus. Dor Peretz, Avi Rikan, Daniel Peretz, Nick Blackman, Enric Saborit, Yonatan Cohen und eben Glazer wurden laut israelischen Medien positiv getestet.

Von einem fairen Wettkampf kann kaum mehr die Rede sein. Auch Freund sah "Auswirkungen", die aber nichts am eigenen Fokus ändern sollen. "Es ist trotzdem ein Quali-Spiel und es geht um sehr, sehr viel. Wenn das Spiel stattfindet, müssen wir voll da sein - egal welche Spieler auf der Gegenseite stehen." Trainer Jesse Marsch bekräftigte angesichts einer "komischen und schwierigen" Situation: "Unsere Leistung, Motivation und Mentalität ist das, was wir kontrollieren können."

Gut möglich, dass schon vor dem Rückspiel in Salzburg am darauffolgenden Mittwoch eine Vorentscheidung fällt. Übersteht Österreichs Abomeister diese Runde, ist er zum zweiten Mal in Folge in der Gruppenphase der Königsklasse. Über den Qualifikationsweg ist dies den Salzburgern in bisher elf Versuchen nicht gelungen.

Marsch wollte seiner Mannschaft für den zwölften Versuch kein Tempolimit auferlegen. "Unser Ziel ist es, das Tempo trotz der wohl hohen Temperaturen vor Ort hoch zu halten." Nicht mitwirken werden die verletzten Zlatko Junuzovic und Oumar Solet sowie Jerome Onguene, für den kein Platz im Kader war. Geleitet wird die Partie vom englischen Topreferee Michael Oliver.