1. Alonso
In der Bundesliga tun sich die Bayern meist leicht. Ihr dominantes Offensivspiel lässt die Gegner in Ehrfurcht erstarren. Defensivblöcke werden gebildet, um nur ja kein Gegentor zu erhalten. Das führt dazu, dass die Defensive selten gefordert ist. Mit Xabi Alonso agiert ein Lieblingsspieler von Pep Guardiola im defensiven Mittelfeld überragend - zumindest in Ballbesitz. Kommt jedoch ein starker Gegner ins Spiel, schwimmt Alonso. Der Grund: Die gegnerischen Teams agieren viel offensiver. Und im Spiel gegen den Ball ist der 34-Jährige schlichtweg überfordert. Fehlende Schnelligkeit, Wendigkeit und Laufbereitschaft lassen den Welt- und Europameister alt aussehen, wie auch wieder gegen Atletico Madrid zu sehen war.

2. Thiago
Nicht nur Alonso ist als "Schönwetterspieler" gefährlich für das Spiel der Bayern. Noch auffallender ist das bei Thiago zu erkennen. Als Totalausfall könnte man dessen Leistung in Madrid bezeichnen. Gegen die kampfstarken Madrilenen konnte der 25-Jährige nichts bewegen. "Badkicker" haben es gegen Atletico eben schwer.

3. Martinez
Verletzungspech gibt es in der Innenverteidigung nach den Ausfällen von Jerome Boateng und Holger Badstuber. Doch warum Guardiola einen Javi Martinez nach seiner Ankunft unbedingt als Innenverteidiger sehen will, weiß nur er. Wir erinnern uns zurück. In der Triple-Saison 2012/13 mit Trainer Jupp Heynckes galt der Spanier als Rekordeinkauf (40 Millionen Euro Ablöse). Er spielte damals im defensiven Mittelfeld eine überragende Saison und hatte großen Anteil am Champions-League-Triumph. In der Innenverteidigung ist er ein Schatten seiner selbst - vor allem wenn es gegen den Ball geht. Alonso lässt grüßen.

Ist in der Innenverteidigung ein Schatten seiner selbst: Javi Martinez
Ist in der Innenverteidigung ein Schatten seiner selbst: Javi Martinez © APA/AFP/JAVIER SORIANO

4. Alaba
Der ÖFB-Legionär hätte sich sein 50. Champions-League-Spiel anders vorgestellt. Dass er in der Innenverteidigung nicht zu Hause ist, sah man deutlich. Was in der Meisterschaft gegen Gegner wie Frankfurt oder Stuttgart problemlos funktioniert, stellt sich international als verheerend heraus, wie nicht nur beim Gegentor zu sehen war.

5. Innenverteidigung
Warum Martinez und Alaba in der Innenverteidigung ranmussten, hat den einen Grund, dass mit Jerome Boateng und Holger Badstuber zwei etatmäßige Stammspieler auf dieser Position verletzt sind. Dennoch stellt sich die Frage, warum die Bayern 28 Millionen Euro Ablöse vor der Saison für Mehdi Benatia ausgaben. "Umsonst" ist die Kurzfassung. Einige Verletzungspausen ließen ihn lange ausfallen. Wenn fit, zeigte er aber auch nie, dass er auf hohem Niveau eine Stütze ist. 174 Minuten in der Champions League sprechen eine klare Sprache. Dass er gegen Atletico auf der Bank Platz nahm, sagt alles. Als er eingewechselt wurde, war er zu langsam und ein ständiger Unsicherheitsfaktor. Im Gegenzug wird der deutsche U21-Teamspieler Joshua Kimmich vom defensiven Mittelfeldspieler zu einem Innenverteidiger umfunktioniert. Er macht seine Sache sehr gut, wird von Guardiola über den grünen Klee gelobt, um in den entscheidenden Partien wie gegen Atletico auf der Bank zu schmoren.

6. Müller und Ribery
Dass ein Thomas Müller, die unkoventionellste Waffe weltweit, auf der Bank Platz nehmen muss, sorgt nicht nur bei Bayern-Fans für Unverständnis. Gerade in solchen K.o.-Spielen sorgt er für den Unterschied. Genauso verhält es sich bei Franck Ribery (der zwar angeschlagen war, aber laut Guardiola sowieso nicht gespielt hätte, weil er auf dieser Position einen Linksfuß einsetzen wollte). Solche Spieler nur von der Bank zu bringen, ist aus der Erfahrung keine gute Idee, da sie Strategen sind, die ein Spiel lesen können, dafür aber auch (mehr) Zeit brauchen. Da wären Douglas Costa und Kingsley Coman, die in Madrid weitestgehend wirkungslos blieben, die größeren Waffen auf der Bank.

Franck Ribery saß in Madrid zuerst nur auf der Bank
Franck Ribery saß in Madrid zuerst nur auf der Bank © APA/AFP/GERARD JULIEN

7. Guardiola
Im Sommer wechselt Pep Guardiola zu Manchester City. Viele Bayern-Fans sind erleichtert. Nicht, weil er keine Erfolge gefeiert hat. Denn die hat Guardiola in seinen drei Jahren Amtszeit zweifelsohne gesammelt. Sein dritter Meistertitel in Folge, der nur noch eine Frage der Zeit ist, wäre der vierte in Serie für die Bayern. Das hat es noch nie zuvor gegeben. Die Meisterschaften spiegeln die (nationale) Überlegenheit der Bayern wider. Doch international ist der Hund begraben. Nach 2014 (0:5 gegen Real Madrid) und 2015 (3:5 gegen Barcelona) könnte auch heuer im Champions-League-Halbfinale Schluss sein. Aufgrund falscher Personalauswahl, Spielern, die in der entscheidenden Phase nicht auf Toplevel agieren und der ständigen Positionswechsel (wie z. B. bei Lahm und Alaba) lassen die Ankunft von Neo-Trainer Carlo Ancelotti im Sommer herbeisehnen.