Die romantische Version ist die vom Tellerwäscher, der zum Millionär wurde. Rinat Achmetow schaffte es sogar zum (Multi-)Milliardär. Auch wenn er seine Karriere nicht als Tellerwäscher, sondern als Boxer startete. Und später als Boss einer Hütchenspiel-Mafia ins zwielichtige Geschäft wechselte und zur rechten Hand des Paten von Donezk, Achat Bragin, wurde. Für den soll er die Drecksarbeit erledigt haben. Bragin hatte ein Hobby: Fußball. Dass er just auf der Tribüne starb, als eine Bombe unter seinem Sitz explodierte, war das Glück von Achmetow, der das Stadion kurz davor verlassen hatte.

Rinat, Sohn einer Bergarbeiterfamilie, erkannte in der Perestrojka seine Chance, studierte Wirtschaftswissenschaften und ummantelte das zwielichte Geschäft mit dem seriösen. Bald kontrollierte er den Bergbau, die Stahlindustrie, den Energiesektor. Seine Box-Freundschaft zum ehemaligen Staatschef Wiktor Janukowytsch soll, so sagt man, kein Hindernis gewesen sein. Achmetow gründete die System Capital Management, eine Holding, in der ein Konglomerat von mehr als 100 Firmen agiert, er beschäftigt in der Ukraine mehr als 300.000 Personen, er wurde der reichste Oligarch. Und erreichte im Westen durch zwei Dinge Bekanntheit: Er kaufte sich die teuerste Wohnung Londons, an der exklusiven Adresse One Hyde Park. Kosten: 156 Millionen Euro. Und er pflegte das Hobby seines Vorgängers Bragin – Fußball. Er machte Schachtar Donezk zur Nummer eins der Ukraine, er baute Donezk um 400 Millionen Euro eine Fußballarena, träumte von der Champions League.
Dann kam die Ukraine-Krise. Und auch, wenn Achmetow es schaffte, sich trotz seiner Nähe zum alten Regime und zu Russland zu behaupten, so spürte er den kalten Wind des Krieges. „Forbes“ schätzt, dass sein Vermögen statt 13,7 „nur“ noch 6,7 Milliarden Dollar beträgt. Zwei seiner Firmen droht der Konkurs, westliche Fonds schielten schon auf sein Privatvermögen. Der Fußball funktioniert aber noch: Schachtar soll Achmetow glücklich machen. Mit einem Sieg über Rapid auf dem Weg in die Champions League. MICHAEL SCHUEN