Bald nach dem Beginn des von Wladimir Putin inszenierten mörderischen russischen Krieges in der Ukraine wurde auch der Sport aktiv. So dürfen Athleten fast sämtlicher Sportarten bis auf Weiteres nicht mehr an internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Der Fußball reagierte, indem Russlands Nationalteam von der Teilnahme am WM-Play-off ausgeschlossen wurde. Die FIFA musste zu dieser Entscheidung indirekt erst gedrängt werden.

Am Donnerstag tagte das Exekutiv-Komitee der UEFA. Auf der Tagesordnung stand unter anderem eine Neuordnung der Regelungen der Geldflüsse im europäischen Fußball. Das "Financial Fair Play" wird ab Juni dieses Jahres abgelöst von der "finanziellen Nachhaltigkeit". Die Bedingungen werden verschärft, es wird laut UEFA-Präsident Aleksander Ceferin mehr Transparenz geben, Sanktionen (auch sportlicher Natur) bei Verstößen sollen besser greifen. Aber es gibt noch eine dreijährige Übergangsfrist, jedes Jahr wird es für die Vereine etwas härter. Am Ende des Prozesses dürfen nur noch 70 Prozent der Einnahmen für den Kader ausgegeben werden.

"Viele Überlegungen"

So weit, so gut. Kein offizieller Tagesordnungspunkt war indes die Russland-Causa. Alexander Djukow gilt als enger Vertrauter von Wladimir Putin und ist nach wie vor Mitglied ebenjenes Exekutiv-Komitees der UEFA. Auf die Frage, ob ein Ausschluss Russlands aus dem Europäischen Fußballverband als weitere Sanktion nicht dringend vonnöten wäre, antwortete Ceferin noch sehr unverbindlich. "Es gibt viele Überlegungen in diesem Zusammenhang, aber ich wäre kein seriöser Präsident, wenn ich dem Exekutiv-Komitee vorgreifen würde", erklärte der Slowene.

Djukow hatte erst kürzlich mit der Ankündigung einer russischen Bewerbung um die Fußball-Europameisterschaft 2028 bzw. 2032 die Weltöffentlichkeit provoziert. Eine Bewerbung dürfe grundsätzlich jeder abgeben, blieb Ceferin auch in dieser Frage zurückhaltend. Aber natürlich werde das Russland-Thema intern diskutiert. "Bald wird es eine Antwort geben."

Sanktionslücken

Das Beispiel Djukow, der übrigens in seiner Rolle als Oligarch (er ist u. a. CEO von Gazprom Neft, dem fünftgrößten russischen Ölkonzern) am Mittwoch von der britischen Regierung sanktioniert worden war, offenbart eine grundlegende Sanktions-Lücke in der Sportwelt. Denn während die Aktiven verhindert sind, bleibt die Funktionärs-Clique in den meisten internationalen Verbänden von Maßnahmen unberührt, sie dürfen weiterhin in den Gremien mitwirken.

Gleiches gilt für die nationalen Verbände. Russland (und Weißrussland) wurden wegen des Krieges aus kaum einer Welt- bzw. Europa-Organisation entfernt. Tennis, Klettern sowie Biathlon und Bob/Rodel/Skeleton bilden rühmliche Ausnahmen. Es gibt gewaltigen Nachholbedarf. In der UEFA wird immerhin schon diskutiert, aus der FIFA ist nichts zu vernehmen.

Apropos FIFA: Ceferin wollte sich am Donnerstag bei der Frage, ob der umstrittene Weltverbands-Präsident Gianni Infantino, der kürzlich mit merkwürdigen Äußerungen zum Krieg in der Ukraine ("Es gibt viele Konflikte") auffiel, von der UEFA bei der nächsten Wahl unterstützt werde, nicht festlegen.