Während Top-Nationen wie Ägypten und Ghana ihre Titelträume bereits begraben mussten, erlebt Madagaskar die kollektive Fußball-Ekstase. In einem wahren Fußball-Thriller schlägt das Überraschungsteam die DR Kongo im Achtelfinale. Die Qualifikation für das Viertelfinale im Kontinentalcup ist der bis dato größte Erfolg der Nationalmannschaft Madagaskars. Auch deshalb, weil bisher nichts als Erfolg wertendes auf der Habenseite der Afrikaner steht. 2019 nämlich die erste Teilnahme des Inselstaats bei einem internationalen Turnier.

Hätte man sich vor dem Start des Turniers mit dem Fußball in Madagaskar beschäftigt, man hätte das Erreichen des Viertelfinals für schier undenkbar gehalten. Auf der Insel gibt es keine Profiliga, bedeutet auch keine Prämien. Um sich Trainingsmaterialen zu kaufen, musste Teamkapitän Faneva Andriatsima zunächst 600 Team-Trikots selbst verkaufen. Für internationale Schlagzeilen sorgten die Kicker von Madagaskar erst einmal. Ein Spiel zwischen den beiden Inselvereinen AS Adema – SOE Antananarivo endete 2002 mit 149:0, der bis heute noch höchste dokumentierte Sieg einer Fußballmannschaft. SOE Antananarivo hatte aus Protest nach einem Streit mit dem Schiedsrichter die ganze Partie hindurch Eigentore geschossen.

Keine bekannten Namen

So jemanden wie einen Star haben die Madagassen nicht in ihren Reihen. Einzig Jérémy Morel von Olympique Lyon steht bei einem europäischen Topklub unter Vertrag. Gesetzt ist der 35-jähirge Innenverteidiger bei den Franzosen aber nicht. Der Großteil der Sensationstruppe spielt bei entweder in der heimischen Amateurliga oder bei zweitklassigen Teams in Frankreich. Zusammen kommt der Kader Madagaskars auf einen Marktwert von 14,05 Millionen Euro. Zum Vergleich die Mannschaft von der DR Kongo ist laut Transfermarkt 78 Millionen Euro wert. 

Mit Amateur-Trainer zum Erfolg

Was hinter dem Erfolg der Madagassen steckt, wissen diese selbst nicht so recht. "Es gibt kein Geheimnis. Wir sind seit einem Monat zusammen und trainieren jeden Tag zweimal, jeder arbeitet diszipliniert und ein bisschen Glück hatten wir freilich auch", meinte Madagaskars französische Trainer Nicolas Dupuis nach dem Sieg im Achtelfinale. Dupuis kam als aktiver Fußballer nie über die vierte französische Liga hinaus. Sein Engagement für den Fußballzwerg ist außergewöhnlich, aufgrund finanzieller Engpässe des Staates Madagaskar hatte Dupuis nicht einmal einen Vertrag erhalten. Das änderte sich nun.

Breite Unterstützung

Anlässlich des Überstehens der Gruppenphase, wo u.a. Titelverteidiger Nigeria 2:0 geschlagen werden konnte, brach in der Heimat pure Begeisterung aus. Madagaskars Präsident Andry Rajoelina mietete gar ein Flugzeug, mit dem er und 480 Fans zur Achtelfinal-Partie flogen. Dupuin ist von der Unterstützung stark beeindruckt: "Wir wissen, dass es eine große Begeisterung um uns gibt und wir haben echte Fans in Madagaskar, es ist Wahnsinn."