Der SV Lafnitz testet am 8. Februar gegen den slowenischen Zweitligisten FC Brinje, tags darauf absolviert auch Sturm II ein Vorbereitungsspiel gegen die Nachbarn aus Slowenien. Was sich an und für sich nicht wie eine bedeutende Meldung im heimischen Fußball anhört, ist mittlerweile seit Wochen Gesprächsthema Nummer eins bei vielen Fußballfans. Der Grund? Nicht etwa ein aufstrebendes Talent in den Reihen der österreichischen Klubs, sondern der Gast aus dem 7000 Einwohner Ort Grosuplje.

© Der Kader 2023/24

Was sich wie ein schlechter Scherz anhört, ist die Geschichte eines bisher einzigartigen Phänomens in der deutschsprachigen Fanszene, eine Aktion, die beweist, dass Social Media nicht nur ein Ort voller Hass, Hetze und Gewalt sein kann. Doch alles der Reihe nach. Anfang Oktober war der FC Brinje nicht einmal den größten Fußball-Experten in der Alpenrepublik bekannt. Warum auch: Kicken die Mannen von Trainer Goran Markovic doch in der zweithöchsten slowenischen Division. Mit einem Klick änderte sich dieser Umstand jedoch. Ein User auf der Social-Media-Plattform X (vormals Twitter) hatte eine Idee: Die österreichische Fußball-Community auf Social Media könne sich ja zusammentun, um irgendeinen Klub aus dem Ausland gemeinsam zu unterstützen, egal welche Vereinsvorlieben man innerhalb Österreichs habe.

Etwas Glück

In den Antworten auf dieses Posting wurde unter anderem auch der FC Brinje markiert, der sein Glück darauf selbst in die Hand nahm. „Willkommen! Am Donnerstag spielen wir ein Pokalspiel mit Olimpija Ljubljana. Freibier für Sie“, antwortete der offizielle Account des Klubs. Es war Liebe auf den ersten Klick. Fortan überhäuften die heimischen Fans auf Social Media den Klub mit Liebe, kauften Fanartikel und verfolgten Spiele – und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. „Wir haben natürlich ein bisschen Glück gebraucht, aber es ist einfach ein schönes Beispiel, wie Social Media auch funktionieren kann. Die österreichischen Fans haben sich zusammengetan, egal ob von Sturm, Austria Wien oder Rapid, alle feuern uns an“, sagt Sime Dmitrovic, Marketing-Chef des Vereins und Mann hinter dem Klub-Account auf Social Media.

Mittlerweile sind auch schon Fans aus Deutschland und der Schweiz im Boot, was sich auch auf die Arbeit des Slowenen niederschlägt. „Da brauche ich schon bis zu zwei Stunden am Tag, um allen Fans auf Social Media zu antworten. Wir machen das alles selbst und haben logischerweise keine große PR-Agentur dahinter“, sagt Dmitrovic. Vor Wochen noch unbekannt, wissen zahlreiche Anhänger mittlerweile bestens über die Vereinsgeschichte Bescheid.

Trainer Goran Markovic
Trainer Goran Markovic © FC Brinje

2003 ging der Klub aus seinem Vorgänger NK Grosuplje hervor, der damals in großen finanziellen Schwierigkeiten steckte. Der neue Verein bekannte sich dann von Anfang an zur Jugendarbeit – mit Erfolg. „Wir haben mehr als 450 Mitglieder und die meisten Nachwuchsspieler in ganz Slowenien. Unsere U17 spielte um die nationale Meisterschaft. Wir haben nicht das Geld, um viele Spieler zu holen, deshalb arbeiten wir im Jugendbereich so hart.“

Große Reichweite

Immer öfter kommt es vor, dass vielversprechende Talente Brinje dem großen Ljubljana vorziehen. Eine Auszeichnung für die Leistungen innerhalb des Klubs. Doch nicht nur in Sachen Nachwuchs hat man die ganz Großen in Slowenien abgehängt. „Dieses Phänomen ist auch in unserem Land ein großes Thema. Mit unseren Postings erreichen wir mehr Leute als Maribor und Ljubljana zusammen. Wir hätten niemals geglaubt, dass unsere Beiträge Zehntausende Menschen erreichen. Wir sind gespannt, wo das noch hingeht.“

Die Slowenen richten den Blick in Richtung Erstklassigkeit
Die Slowenen richten den Blick in Richtung Erstklassigkeit © FC Brinje

Innerhalb des Klubs will man die Aufmerksamkeit logischerweise nutzen, nicht für finanziellen Reichtum, sondern für nachhaltige Entwicklung. „Es wäre schön, wenn wir dadurch irgendwann einmal einen strategischen Partner finden, der vielleicht auch schon in Slowenien präsent ist. Das könnte uns enorm helfen.“ Pläne gibt es genug. Im Sommer soll das Stadion saniert werden, in den Jahren darauf will Brinje dann endlich erstklassig spielen.

Den deutschsprachigen Fans will man in den nächsten Monaten jedenfalls so viel wie nur irgendwie möglich zurückgeben. Trainer Markovic begeistert die Netz-Gemeinde bereits seit geraumer Zeit mit genauen Spielanalysen eigener wie internationaler Spiele, nach den Testpartien gegen Lafnitz und Sturm II gibt es außerdem ein offizielles Fantreffen mit Spielern im Teamhotel – „inklusive ein paar Geschenke“, verrät Dmitrovic. Der Höhepunkt erfolgt dann im Sommer: „Am ersten Juni-Wochenende laden wir alle unsere Unterstützer aus Österreich und Deutschland zu uns ein, um sich die Stadt anzuschauen, den Verein besser kennenzulernen und mit den Spielern zu sprechen. Wir planen schon eifrig mit dem Tourismusbüro.“ Was die heimische Social-Media-Gemeinde dann in Grosuplje erwartet? „Wir wollen jedes Heimspiel zu einem Event machen und sind der einzige Klub in der zweiten Liga mit freiem Eintritt. Jeder soll eine schöne Zeit haben, mit kalten Getränken und gutem Essen, wie Fußball eigentlich sein sollte.“