Schon am Montag hatte der italienische Premier Mario Draghi aufgrund der steigenden Infektionszahlen in London und Großbritannien für einen Standortwechsel des EM-Finales (11. Juli im Wembley-Stadion) plädiert: "Ich werde mich dafür einsetzen, dass das Endspiel nicht in einem Land stattfindet, in dem die Ansteckungsgefahr sehr groß ist", sagte er angesichts der vollen Stadien. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel schloss sich ihm am Dienstag an: "Ich hielte es nicht für gut, wenn voll besetzte Stadien dort sind. Ich hoffe, dass der Europäische Fußballverband verantwortungsvoll mit der Lage umgeht."

Da die Delta-Variante höchst ansteckend ist und auch vor geimpften Menchen nicht zwingend Halt macht, schlägt Frank Ulrich Montgomery, der Vorsitzende des Weltärztebundes, vor, die Spiele in der englischen Metropole ohne Zuschauer spielen zu lassen. "Wer nach Großbritannien fährt, läuft Gefahr, sich mit der Delta-Variante zu infizieren. Ich halte es sogar für Geimpfte für verantwortungslos, in dieser Lage nach London zu reisen."

Sogar noch höhere Zuschauerzahlen genehmigt

Trotz dieser Appelle hält die UEFA weiter an Großbritannien als Austragungsort fest. Es gebe keine Pläne, die Spiele zu verlegen – im Gegenteil: Am Dienstag wurde die Zuschauerzahl im Stadion noch höher als bisher angesetzt: Bei den Halbfinal-Spielen und dem Endspiel in London dürfen nun mehr als 60.000 Fans teilnehmen, so die Entscheidung der UEFA und der britischen Regierung. Bisher war die Zahl der Zuschauer auf 40.000 begrenzt.

Alternativen liegen bereits auf dem Tisch. München, Rom und Budapest hätten sich bereits als alternative Austragungsstätten des EM-Finales angeboten - laut englischen Medien soll die UEFA das Puskas-Stadion als Notfall-Alternative in Betracht ziehen.

1750 Tickets würden Österreich zur Verfügung stehen

Von dieser Problematik betroffen ist auch Österreich, dass nach jetzigem Stand am Samstag (21 Uhr) in London im Achtelfinale auf Italien trifft. Temchef Franco Foda hat bereits dafür plädiert, das Match an einen anderen Standort zu verlegen. Denn, so wie es aussieht, können keine österreichischen (1750 Tickets würden zur Verfügung stehen) und auch keine italienischen Fans nach London reisen. Das machen die aktuellen Auflagen quasi unmöglich. So müssen sich Einreisende nach derzeitigem Stand nach ihrer Ankunft in Großbritannien zunächst zehn Tage isolieren und außerdem zwei kostenpflichtige Tests buchen. Geimpfte sind davon nicht ausgenommen. In England besteht nach fünf Tagen die Möglichkeit einer Freitestung.

Auch bei der Rückreise nach Österreich gelten strenge Regeln. Zwar ist das österreichische Landeverbot für Flüge aus Großbritannien seit Montag außer Kraft. Es gelten aber weiterhin die strengen Einreisevorschriften nach der Einreiseverordnung, so das Gesundheitsministerium am Dienstag. Ein PCR-Test und eine zehntägige Quarantäne sind vorgesehen. Ein vorzeitiges Beenden der Quarantäne nach einem negativen PCR-Test sei frühestens am fünften Tag nach der Einreise möglich, wobei der Tag der Einreise als Tag null gewertet werde. Das Vereinigte Königreich wird auch in Österreich – ebenso wie Brasilien, Indien und Südafrika – auf der Liste der Virusvariantengebiete geführt.