Es machte den Anschein, als hätten die Spieler und Betreuer der französischen und deutschen Nationalmannschaft von den Geschehnissen, die sich in Paris zugetragen haben, nichts Konkretes gewusst. In den verhaltenen Jubel des Gastgebers nach dem 2:0 über Deutschland hinein berichtete der Stadionsprecher von den Gewalttaten, die sich im Stadtzentrum und in der Nähe des Stade de France ereignet hatten. Der dumpfe Knall und selbst die Erschütterungen der Explosionen, die sich in der Nähe des Ovals zugetragen hatten, waren im Stadion zu vernehmen.

Während des Spiels blieb es im Stadion ruhig, doch nach dem Schlusspfiff irrten zahlreiche Zuseher auch auf dem Feld des Stadions fassungslos und teilweise mit Tränen in den Augen herum. Frankreichs Präsident François Hollande hatte das Stadion zu diesem Zeitpunkt bereits längst verlassen. Deutschlands Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der neben Hollande im Stadion gesessen hatte, zeigte sich „entsetzt und erschüttert“ über die Ereignisse: „Wir stehen an der Seite Frankreichs.“

DFB-Teammanager Oliver Bierhoff: „Im Stadion war es so laut, dass wir uns schon gedacht haben, es sei mehr als ein normaler Böller. Kurz nach den Explosionen wurde die Ehrentribüne mit Hollande und Steinmeier geräumt. Da haben wir uns schon Sorgen gemacht. Bei uns herrscht wie bei allen anderen große Unsicherheit und natürlich auch Angst. In der Kabine war eine ganz komische Stimmung. Ich habe die Mannschaft nach dem Spiel informiert. Alle waren total geschockt.“

Der Schock saß allen tief in den Knochen und Gerüchte über Schüsse im Stadion machten die Runde. Nach dem Schlusspfiff kam es im und vor dem Stadion zu Paniken. Die Situation beruhigte sich allmählich. Viele Zuseher sammelten sich auf dem Rasen des Stadions, harrten dort aus und hofften auf Informationen, denn das Handynetz brach völlig zusammen. Erst langsam löste sich die Masse auf.

Löw war schockiert

„Ich habe nach dem Abpfiff erfahren, was in der Stadt passiert ist“, sagte der deutsche Trainer Joachim Löw, „wir sind alle erschüttert und schockiert. Für mich treten der Sport oder die Gegentore in den Hintergrund.“ Zur ersten heiklen Situation kam es für die Deutschen allerdings schon am Vormittag: Im berühmten Hotel Molitor ging kurz nach 9 Uhr früh eine Bombendrohung ein.


Das gesamte Hotel wurde evakuiert und die DFB-Auswahl musste das Hotel ebenso verlassen wie alle Funktionäre, die an derselben Stätte am Nachmittag noch eine Sitzung über die Neuordnung des Verbandes haben sollten. „Wir haben alle an die Bombendrohung gedacht“, erklärte Löw auf die Frage nach der Detonation während der 20. Spielminute. „Wir mussten in zwei, drei Minuten das Hotel räumen und wenn man dann so etwas hört, denkt man daran und kann sich ausmalen, was passiert ist“, sagte Löw.

Deutschland will schnell abreisen

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat nach den Anschlägen in Paris auch nach eineinhalb Stunden noch nicht das Stadion verlassen. Bundestrainer Joachim Löw, die Spieler, Betreuer und Journalisten saßen nach Mitternacht noch in der Kabine und den Katakomben im Stade de France.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wollte die deutsche Delegation auf keinen Fall wie geplant bis Sonntag in der französischen Hauptstadt bleiben, sondern so schnell wie möglich das Land verlassen. "Wir werden uns jetzt beraten, was wir tun", hatte Löw unmittelbar nach der 0:2-Niederlage gegen die Franzosen gesagt.