Das Kultspiel FIFA ist für das Entwicklerstudio Electronic Arts (EA) längst zum finanziellen Heilsbringer geworden. 2014 soll das Spiel für nahezu ein Drittel des 4,03 Milliarden Euro schweren Umsatzes des Konzerns gesorgt haben, insgesamt wurden im letzten Jahr 18,7 Millionen Spiele verkauft. Tendenz steigend - vor allem wenn fußballerische Großereignisse wie Europa- oder Weltmeisterschaften vor der Tür stehen.

Rasanter Aufstieg

Zahlen, von denen EA noch nicht zu träumen wagte, als 1993 der erste Teil der FIFA-Reihe erschien. Drei Jahre später trat Konkurrent Konami erstmals mit Pro Evolution Soccer (PES) in Erscheinung. Es sollte die Geburt einer Glaubensfrage für Freunde des virtuellen Sports sein. Seit Donnerstag und dem Verkaufsstart von FIFA 16 ist das Duell auf dem digitalen Grün neu entfacht. Wir wagen den spielerischen Vergleich.

Frauen & Manager. In FIFA 16 ist es erstmals möglich, Frauen-Fußball zu spielen. Insgesamt stehen zwölf Damen-Nationalteams zur Verfügung. PES 2016 verzichtet vorerst darauf. Zudem bietet FIFA für Online-Spieler den neuen Draft-Modus an. In diesem wählt man für jede Position einen von fünf Spielern aus und stellt sich so sein eigenes Team zusammen, um dann in einer Serie aus vier Spielen gegen andere Spieler zu bestehen. Konami hat den Meisterliga-Modus ordentlich überarbeitet. Noch stärker kann man sich etwa in das Management seines Klubs einbinden. Auch das System der Spielertransfers ist nun variantenreicher gestaltet.

Schneller Spielfluss. Im Gameplay stehen sich die beiden Spiele um nichts nach, zumal diese Kategorie vom Empfinden des jeweiligen Spielers geprägt ist. Insgesamt wirken die Aktionen der Ballkünstler im neuen Werk von EA etwas natürlicher als bei PES. Mit gutem Auge und Kombinationsspiel lässt man den Gegner schnell ins Leere laufen. Schaltet man aber nicht schnell genug von Defensive auf Offensive um und läuft man ohne klug gewählte Taktik auf, wird man es schwer haben. Denn die Computer-Spieler sind mit gutem Stellungsspiel sowie großer Robustheit ausgerüstet.

Viele Lizenzen. PES präsentiert nur wenige Teams mit dem originalen Namen, FIFA hingegen wartet mit allen europäischen Top-Ligen auf. Dafür kann PES mit den Lizenzen der größten internationalen Club-Bewerbe wie der "UEFA Champions League" punkten. Besonderes Lob verdient EA, wenn es um die Aktualität der Kader geht. Alle Wechsel, die in den letzten Tagen der Transferphase über die Bühne gingen, sind auch in FIFA 16 schon getätigt. In der Neuauflage von PES wurden selbst Spielertransfers, die am Ende der letzten Saison feststanden, nicht berücksichtigt.

Authentische Atmosphäre. Auch was die Atmosphäre in den Stadien angeht, hat FIFA in unserem Test die Nase vorne. Auf der Tribüne tummelt sich kein Einheitsbrei aus Pappkameraden mehr. In Detail-Einstellungen und vor allem akustisch überkommt einen tatsächlich das Gefühl, Fans bei ihrer Lieblingsbeschäftigung - dem Anfeuern des Herzensklubs - zu beobachten.

MARKUS STÖHR, MARKUS ZOTTLER