Wie eine Kathedrale bettet sich das Eisstadion Davos ins Landwassertal im Kanton Graubünden (SUI). In den vergangenen drei Jahren wurde gehämmert und geschraubt, die legendäre Halle mit ihrer Holzkonstruktion wurde einem Facelifting unterzogen. Die Kirche, wie die Eishockey-Cracks sie nennen, wurde modernisiert. Am 17. Oktober steigt die krachende Eröffnungs-Fete. Und rund 3500 Fans dürfen dann in die über 7000 Zuschauer fassende Arena. Die Schweizer haben für die Beschränkungen eine logische Lösung gefunden. Abhängig von der Maximal-Kapazität dürfen jetzt zwei Drittel an Zuschauern in die Eishallen.

Der österreichische Eishockey-Spieler des Jahres Benjamin Baumgartner steht vor seiner dritten Kampfmannschaft-Saison bei den Bündnern. Derzeit blickt der 20-Jährige gespannt auf den bevorstehenden NHL-Draft (6. Oktober). Dem gebürtigen Salzburger werden Außenseiter-Chancen zugeschanzt, doch noch gezogen zu werden. Er gilt in Fachkreisen als sogenannter "Late-Bloomer", der nun eine wahre Leistungs-Explosion im Erwachsenen-Eishockey verzeichnet. Im Vorjahr glänzte er etwa mit 27 Torbeteiligungen (7 Tore, 20 Assists).

Schwedische Tricks

Umfangreiche Veränderungen sind in Davos ausgeblieben. Die wichtigste vielleicht auf der Torhüter-Position. Nati-Keeper Robert Mayer stieß nach dem Wechsel von Joren van Pottelberghe zu Biel zum Team um Trainer Christian Wohlwend. Seit vergangener Saison wird nord-europäischer Stil präferiert. Baumgartner fühlt sich damit wohl. "Immonen kümmert sich um die Defensive, der Schwede Lundskog dirigiert die Offensive", so der Stürmer. Die Augen sind dabei auf Technik, auf Details, auf Perfektion gerichtet. "Beispielsweise wie man die Scheibe im hohen Tempo bei der Bande liegend aufnimmt." Das Davoser System sei auf Puckbesitz aufgebaut und zielt darauf ab, dass sich fünf Mann auf dem Eis in dieselbe Richtung bewegen.

Baumgartner hat sich zum Ziel gesetzt, noch mehr Zählbares zu lukrieren. "Ich möchte unberechenbarer werden", sagt er. "Für mich ist es wichtig, Details zu verbessern, die im Spiel spürbar sind aber die Zuschauer nicht unbedingt registrieren", und spricht damit eben die Arbeit mit dem Puck an der Bande an. Auch Schusstraing (schärfer, One-Timer) stand zuletzt auf dem Programm. "Ich habe einige Stöcke mit anderer Beschaffenheit getestet, schließlich bin ich aber doch beim gewohnten Material geblieben: 77er Flex und ein bissel eine breitere Schaufel - damit mir nicht so oft die Scheibe drüberspringt", erzählt Baumgartner grinsend.

Davos bleibt erste Adresse

Der Salzburger steht vor einem Vertragsjahr, mit Saisonende läuft der Kontrakt mit Davos aus. Und in der Schweiz beginnen solche Verhandlungen erfahrungsgemäß früh. Auch bei Baumgartner. "Es sind schon Angebote gekommen. Auch von Davos. In Schweden gibt es Interessenten. Aber ich will den Draft abwarten." Aber Davos bleibe wohl erster Ansprechpartner. Warum die Schweizer trotz strenger Import-Beschränkung dermaßen auf Österreicher setzen? Alle heimischen Akteure verfügen über eine Schweizer Lizenz, belasten nicht das Ausländerkontingent.

So feierte Raphael Herburger bei den Eidgenossen ein Comeback. Der Vorarlberger unterschrieb beim HC Lugano einen Zwei-Jahres-Vertrag. Nach drei Saisonen in Biel ist das der zweite Versuch des Stürmers in der NL. Die Bianco-Neri gelten jedoch als hartes Terrain. Hoher Starfaktor herrscht in der Truppe um Neuzugang Mark Arcobello. Herburger muss sich vorerst mit einem Platz in der dritten Formation begnügen. "Powerplay zu spielen, wird schwierig. Aber in Unterzahl stehe ich auf dem Eis", so der Ex-Salzburger. Verteidiger Bernd Wolf stieß vom VSV zu den Tessinern und der dritte Österreicher bei Lugano (Goalie Stefan Müller) wurde bereits an Zweitligisten Ajoie verliehen.

Und die weiteren rot-weiß-roten Akteure in der Schweiz? Dominic Zwerger stürmt weiterhin für Ambri-Piotta. Fabio Hofer wechselte von dort zum EHC Biel und ist nun Clubkollege von Stefan Ulmer, dafür verließ Peter Schneider die Bieler Richtung Tschechien (Kometa Brünn). Nach einer verletzungsgeplagten Saison will der 20-jährige Verteidiger Julian Payr bei den Rapperswil-Jona Lakers durchstarten. Aufgrund der abgebrochenen Saison 2019/20 führt Austro-Kanadier Don Nachbaur den SC Bern als Titelverteidiger in die Saison. Als Topfavorit gilt der ZSC Lions aus Zürich, bei dem Top-Talent und NHL-Draft-Kandidat Marco Rossi landen könnte.

Zurück zu Davos: Die weihnachtliche Pilgerreise ist definitiv abgesagt, es wird 2020 kein Spengler Cup ausgetragen. Erstmals wurde das Turnier 1923 veranstaltet. Bisher kam es zu lediglich fünf Absagen (1939, 1940, 1949 und 1956).