David Fischer ist niemand, der sich vom Leben treiben lässt. Unter der strahlenden Augustsonne Klagenfurts lehnt er lässig und doch entschlossen an einer Hausmauer. Trotz verdunkelter Sonnenbrille sind feste Absichten zu erkennen. Fünf Jahre liegen zurück, als er sich beim KAC als Neuzugang vorgestellt hatte. Heute ist er 33. Mit den Anlagen und Fähigkeiten, die dem NHL-Erstrunden-Draft von 2006 zur Verfügung stehen hätte er gut und gerne noch drei Jahre Profi-Eishockey vor sich.

Sein Körper hingegen rief vor geraumer Zeit ein Veto aus. Nach Knie-Operation im Vorjahr gelang es Fischer nicht mehr, sich vollständig zu erholen. Trotz großer Unterstützung von Freundin Anna Maria, viel Geduld des KAC und permanenter Betreuung von Ärzten, Therapeuten, Trainern. Zumindest kann er jetzt bedenkenlos die Treppe nehmen und ein normales, schmerzfreies Leben zu führen. Und das will er nicht aufs Spiel setzen. "Ja, es ist an der Zeit. Meine Spielerkarriere ist vorüber", betont der US-Amerikaner, der längst fließend Deutsch spricht, ruhig und klar.

Bereits vor einigen Wochen fasste er diesen Entschluss. "Es geht ja weiter. Die Operation war notwendig. Davor war es noch schlechter." Fischer hadert nicht mit dem Schicksal, es gäbe bedeutend schlimmeres. Seine Mama verstarb vor neun Jahren an Krebs, Kumpel und Ex-Teamkollege Adam Comrie im Vorjahr nach einem Motorradunfall.

Den Rückblick auf seine eigene Karriere betrachtet Fischer auch kritisch. "Jeder muss irgendwann durch harte Zeiten gehen. Die Frage ist immer, wie man diese Phasen kürzer gestaltet." Nach dem Tod seiner Mama, so Fischer, habe er sich erlaubt, nicht an seine Grenzen gehen zu müssen. "Man muss vorsichtig sein, wie man mit sich spricht. Ich ließ zu, dass ich meine Erwartungen reduziere. Dadurch habe ich den Fokus verloren. Es dauerte Jahre, bis ich ihn wieder gefunden habe." Für seinen Traum, in der NHL zu spielen, war es da längst zu spät.

Wunsch vom ersten Tag

Sein berührendster Eishockey-Moment? Fischer: "Ich wurde gedraftet und erhielt den Mr. Hockey Award, eine bedeutende Auszeichnung im Nachwuchs. Aber Adam Comries Tor zum KAC-Meistertitel 2019 ließ mein Herz fast explodieren. Es wird immer spezieller, wenn ich so nachdenke. Ich vermisse ihn." Sein Wunsch vom ersten Tag bei den Rotjacken, für eine Meisterfahne unter dem Hallendach zu sorgen, habe sich in diesem Moment erfüllt.

Klagenfurt sieht er als einen Platz, wo er sich vorstellen kann, sesshaft zu werden. Früher saß er stundenlang in Kaffeehäusern, widmete sich seinen Büchern und lernte so nebenbei die Stadt und deren Menschen kennen. An seinem eigentlichen Arbeitsplatz gewann er binnen kürzester Zeit die Herzen der Rotjacken-Anhängerschaft. Mit Charisma, Kampfgeist und natürlich seinen Leistungen auf dem Eis. 

Der Mensch im Vordergrund

Angst, jetzt in ein mentales Loch zu fallen, verspüre er nicht. Zu groß seien die Pläne für seine Zukunft. Und: "Es kommt ja nicht von heute auf morgen." In seiner Heimat Minnesota ist Fischer zudem an einem Geschäftsmodell beteiligt, dass sich "Mindstrong Project" nennt. Menschen werden in die Natur geschickt, in die Sauna oder in ein Eisbad gesetzt. "Zurück zur Natur lautet das Credo. Viele haben aus den Augen verloren, was Mensch sein bedeutet." Durch die ausufernden Einflüsse von Handy und Social Media, so Fischer.

Das Karriereende bedeutet aber nicht das Ende von Fischer beim KAC. Im Gegenteil - die Zusammenarbeit wird neu aufgesetzt. Damit bleibt dem Klub wertvolle Profi-Erfahrung erhalten. "Eine tolle Chance, weiterhin etwas Positives im Verein zu bewirken", freut sich der ehemalige Verteidigungsminister. Noch sei diese Rolle nicht vollständig und klar definiert. Fischer erhofft sich aus essenziellen Bereichen wie Management, Coaching und Nachwuchs viel Wissen inhalieren zu dürfen.

Ein Kapitel mag sich also geschlossen haben. Fischer aber hält bereits die Seite seines nächsten Kapitels in der Hand.