Erst die Blamage gegen Innsbruck (0:4), dann der Kantersieg in Graz (8:1). Wie kann es sein, dass ein Team innerhalb von 48 Stunden so eine Berg- und Talfahrt zurücklegt?

THOMAS PÖCK: Wir waren gegen Innsbruck durchgehend im Puckbesitz und haben es nicht geschafft, ein Tor zu erzielen.

Fehlte da nicht mehr?

PÖCK: Harte Checks? Möglicherweise. Aber Raufereien? Jeder Spieler ist, wie er ist. Manche von uns hatten noch nie eine Rauferei und können das gar nicht. Anders gesagt: Sie dürfen nicht in eine Rolle gedrängt werden, die sie nicht erfüllen können. Das gilt auch für andere Fälle: Ich kann versprechen, dass ein Jonas Nordqvist alles gibt. Er wird jedoch nie ein John Hughes sein. Oder nehmen wir Matthias Trattnig her. Er spielt als Kapitän in der zweiten Verteidigungs-Linie in Salzburg. Aber die ganze Verantwortung lastet nicht nur auf ihm, sondern wird auf alle 20 Spieler aufgeteilt.

In Graz war plötzlich alles anders?

PÖCK: So deutlich wie das Resultat war es am Anfang nicht. Die Grazer schienen wohl sehr motiviert, aufgrund eines Interviews. Aber ein genauer Blick auf unsere beiden ersten Treffer sagt sehr viel aus.

Sie meinen damit Zufall?

PÖCK: Erst wurde mir in den Bauch geschossen, dann erzwang Patrick Harand das 1:0. Beim nächsten Tor sprang die Scheibe von Jamie Lundmarks Schienbeinschützer ins Netz. So etwas passierte gegen Innsbruck eben nicht. Klar ist aber auch: Wir sind nicht Salzburg. Wir hätten es gerne anders, aber bei uns geht es heuer nicht so leicht von der Hand.

Sie erwähnten die Grazer Extra-Motivation. Sie wurden jedoch auch von KAC-Manager Oliver Pilloni stark kritisiert (Kurier-Online vom 24. Jänner. Pilloni: „Wer glaubt, dass zum Beispiel ein Thomas Pöck mit so einer Leistung irgendwo sonst in Österreich einen Vertrag bekommt?“). Wie geht man damit um?

PÖCK: Pilloni hat seit Monaten nicht mit mir gesprochen. Nun erfahre ich aus einer Zeitung, wie er denkt. Aber beim KAC lernt man viel dazu. Seit Oktober sehen wir, dass es bei uns nicht richtig funktioniert. Erst war der Trainer Schuld, dann sind es die Spieler. Anstelle für Ruhe zu sorgen wird anderen Teams noch Pulver gegen uns gegeben.

Ist das Klima intern so vergiftet?

PÖCK: Innerhalb der Spieler nicht. Gegenfrage: Warum haftet am KAC das Image, so arrogant zu wirken? Wo leben manche, dass ständig irgendwelche Erwartungen gestellt werden? Die Mannschaft wartet noch immer auf die Antwort, warum Doug Mason als Trainer gehen musste.

Hat der letzte Sieg gegen Graz für Ruhe gesorgt?

PÖCK: Machen wir uns nichts vor: Hier herrscht nur solange Ruhe, bis wir wieder verlieren. Und ich garantiere, dass wir irgendwann wieder verlieren werden. Es ist nicht so, dass wir jetzt 20 Mal gewinnen und den Pokal abholen. Aber eines verspreche ich: Von uns Spielern wird keiner aufhören. Wenn wir untergehen sollten, gehen alle unter. Auch ich als Kapitän. Wir wissen, wo wir stehen. Wir wissen allerdings auch, dass uns wir uns keine Hilfe erwarten brauchen. Wir sind auf uns gestellt.

INTERVIEW: MARTIN QUENDLER