Es ist eine andere Eishockey-Welt, die an Spieltagen der "Leijonat" in Blau-weiß gefärbt ist. Das wurde beim neuerlichen Duell der Österreicher gegen Finnland in Tampere unter Beweis gestellt. Der Niveauunterschied ist auf allen Ebenen des Lebens erkennbar. So wurde Teamchef Jukka Jalonen wenige Stunden vor Spielbeginn die Ehrendoktorwürde in Jyväskylä verliehen. Für seine Verdienste als Eishockey-Trainer. Weil die Universitätsstadt jedoch zwei Autostunden entfernt liegt und er das Spiel gegen Österreich verpasst hätte, wurde er mit dem Hubschrauber eingeflogen: "Sonst hätte ich mich eben ein bisschen verspätet", sagte der Weltmeister- und Olympiasieger-Trainer. In der Halle gab es für den 60-Jährigen "Standing Ovations".

"Leijonat", wie die finnische Nationalmannschaft genannt wird, wollte aufgrunddessen nicht nur lapidar Tore schießen. Sie wollten zaubern, künsteln und Eishockey zelebrieren. Nach 79 Sekunden schlug es erstmals bei den Österreichern ein. Kasperi Kapanen verwertete einen blinden Steilpass von Kaapo Kakko zum 1:0. Den Österreichern (mit Reinbacher und Goalie Madlener) war natürlich klar, welche Macht ihnen gegenüber gestanden war. Doch sie ergaben sich nicht kampflos. Immer wieder versuchten sie es im 1-3-1-System mit schnellem Umschaltspiel. Und Dominic Zwerger sorgte für ein erstes Erfolgserlebnis mit dem 1:1.

Der Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Ein gefühlvoller Abfälscher durch Antti Suomela sorgte für die neuerliche Führung. Finnland wollte mehr, doch vorerst sagt Goalie David Madlener: Stopp. Der Vorarlberger parierte etwa einen Sitzer des aufgerückten Verteidigers Mikko Lehtonen. Im zweiten Abschnitt schaltete Suomi einen Gang hoch, über zwei Minuten kamen Rossi und Co. nicht zum Wechseln - Finnland wollte eben den Schönheitspreis gewinnen. Weil sich das die Lokalmatadoren aber einfacher vorgestellt hatten, und nicht mit weiterer Gegenwehr (Schussverhältnis: 7:6 für Österreich) gerechnet hatten, wurden die Finnen zorniger. Team Austria blieb mutig.

Natürlich wollten sich die "Unparteiischen" nicht den Unmut des Favoriten auf sich ziehen. Über klare Stockfouls der Finnen wurde hinweggesehen. Und ein glasklarer "Hoher Stock" gegen Marco Rossi wurde "übersehen". Das hätte am Ausgang nichts geändert. Aber die unterschiedliche Behandlung zwischen "Großen" und "Kleinen" bekommt die IIHF nicht in den Griff.

Zurück zum Eishockey: Finnland plagte sich zusehends. Auch, weil Goalie David Madlener eine sensationelle Leistung gezeigt hatte. Immer wieder sorgte er mit seinen Glanzparaden für ein Raunen im Publikum. Kurz vor Ende wurde es ohrenbetäubend laut. Ahti Oksanen nagelte den Puck ins kurze Kreuzeck. Und da kam wieder der Weltmeister-Bonus zum Tragen. Es wurde nach Videostudium nicht nur der Treffer anerkannt (sogar finnische TV-Experten sprachen von Abseits), wegen Spielverzögerung gab es noch ein finnisches Powerplay. Doch es blieb beim 1:3 und das war der Startschuss für eine rauschende Partynacht.