Was hat Salzburg in der letzten Saison so stark gemacht?
MATTHIAS TRATTNIG: Wir hatten viele talentierte Spieler im Team, die alle über die gesamte Saison hart arbeiteten. Im Play-off hatten wir dann auch noch einen wirklich guten Lauf.
Die Mannschaft wurde gegenüber dem Vorjahr nur punktuell verändert. Ist Salzburg noch stärker geworden?
TRATTNIG: Es ist schwer zu sagen. Einige gute Spieler haben wir verloren, einige gute Cracks sind zu uns gekommen. Ich glaube, dass die jungen Burschen heuer stärker werden könnten als in der letzten Saison. Wir haben wieder viel Potenzial in der Mannschaft.
Wie hart trifft Salzburg der Abgang von Thomas Raffl?
TRATTNIG: Thomas ist ein Leistungsträger und ein qualitativer Führungsspieler in unserer Mannschaft. Sein Abgang ist nicht zu kompensieren, schon gar nicht durch einen Legionär.
Viele Teams haben nach einer Meister-Saison oft ein kleines Motivationsproblem. Beispiele dafür gibt es jede Menge, wie es der KAC, Berlin oder auch Bern nach dem Titelgewinn 2013 zeigten. Alle drei Teams erreichten in der nächsten Saison nicht einmal das Play-off. Kann so etwas auch in Salzburg passieren?
TRATTNIG: Ein Problem mit der Motivation habe ich bei uns noch nicht bemerkt. Wir dürfen nur nie zufrieden sein, was wir auch nicht sein werden. Wenn jeder seine Rolle erfüllt, sollten wir auch heuer wieder eine tragende Rolle in der Meisterschaft spielen.
Welche Änderungen würden Sie sich für die EBEL wünschen?
TRATTNIG: Im Bezug auf das österreichische Hockey würde ich für eine Reduzierung der Legionäre eintreten. Lieber qualitativ hochwertigere Spieler aus dem Ausland verpflichten und nicht zehn bis zwölf an der Zahl, wie es jetzt bei vielen Teams der Fall ist. Toll wäre es, wenn wir am Sonntag früher spielen würden, was ja heuer angeblich öfters der Fall sein soll. Wünschenswert wäre auch eine Aufnahme von weiteren attraktiven Teams wie zum Beispiel Zagreb oder Bratislava.
Österreich hat ein Problem mit den Verteidigern. Was muss sich ändern, damit sich diese Situation in die richtige Richtung verbessert?
TRATTNIG: Wir reden seit vielen Jahre von einem Verteidiger-Problem. Eine Zeit lang wurden Stürmer zu Abwehrspieler umfunktioniert (schmunzelt). Definitiv haben wir in Österreich ein Nachwuchsproblem. Die Vereine müssen mehr Kinder zum Eishockey bringen und die besten Trainer sollten für diese Arbeit herangezogen werden. Es muss die Quantität und die Qualität gesteigert werden, dann werden sich jegliche Probleme stark eindämmen lassen. Wobei auch die Infrastruktur, die oft große Lücken aufweist, eine große Rolle spielt.
Sie haben Ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft nach der letzten Saison bekannt gegeben. Wie sehr hat Sie die A-WM in Prag noch interessiert?
TRATTNIG: Zwei Spiele habe ich mir angesehen und war von der Leistung äußerst positiv überrascht. Das Team ist als Einheit aufgetreten, so, wie wir es bei der Olympia-Qualifikation beim Turnier in Deutschland für Russland gezeigt haben. Enttäuscht bin ich von Frankreich und Lettland, die genau jenes Resultat spielten, was für beide Länder den Verbleib in der A-Gruppe bedeutete. Aber dieses Szenario hätten wir uns ersparen können, wenn wir gegen Deutschland oder Lettland in der regulären Spielzeit gewonnen hätten, was ja möglich gewesen wäre. Trotzdem hat sich das Team gut verkauft, wir können Stolz auf die Burschen sein.
Wie lange werden Sie noch Eishockey spielen?
TRATTNIG: Für diese und nächste Saison bin ich noch vertraglich in Salzburg gebunden. Danach werde ich schauen, wie meine körperliche Situation sich anfühlt und wie es mit meiner Motivation steht.
Sie haben es nur knapp nicht in die NHL geschafft. Was hat für ein Engagement gefehlt?
TRATTNIG: Immer schwer, genau den Grund zu finden. Ich war ein Spätentwickler als Spieler. Als Stürmer hatte ich überhaupt keine Torjäger-Qualitäten, was als Europäer damals in Nordamerika sicher kein Vorteil war. Einmal hatte ich einen NHL-Vertrag, da kam mir die Lockout-Saison dazwischen. Warum und weshalb es nicht hingehauen hat, kann ich einfach nicht sagen. Ich habe alles probiert und wie es meine Art ist, immer alles gegeben. Mit dem Verlauf meiner Laufbahn bin ich auch so recht zufrieden.
Werden Sie nach Ihrer Karriere Hotelier werden?
TRATTNIG: Das Hotel Linde meiner Eltern in Maria Wörth werde ich sicher übernehmen, ob ich Hotelier werde, weiß ich noch nicht. Was ich genau weiß, ist, dass ich nach meiner Karriere eine einjährige Auszeit mit der Familie nehmen werde. Irgendwo in Asien, Afrika oder Amerika leben und eine Weltreise in Angriff nehmen.
    INTERVIEW: MARIO KLEINBERGER