Nichts ist in Prag, wie es scheint, und hinter allem steckt ein ausgeklügelter Plan. So könnte man die Schachzüge der österreichischen Trainer um Chef Daniel Ratushny am besten beschreiben. Speziell hinsichtlich der Frage nach der „Einser-Position“ im rot-weiß-roten Tor ließ sich der 44-jährige Kanadier im Vorfeld nicht aus der Reserve locken. „Wir entscheiden von Spiel zu Spiel“, merkte er stets lapidar an.

Hinter den Kulissen dürften sich die Verantwortlichen aber längst abgesprochen haben. Schweden-Legionär Bernhard Starkbaum scheint die Hauptrolle zugeschanzt worden zu sein, für Österreich nicht nur Gegentore zu verhindern, sondern auch den Klassenerhalt zu sichern. Zumindest ist dies mitunter nach dem vergangenen Aufstellungsmuster abzulesen. In den WM-Partien, wo möglicherweise mit einer Überraschung bzw. mit Punkten gerechnet wurde, erhielt er den Vorzug. Wenig verwunderlich also, dass Rene Swette gegen die übermächtigen Schweden im Tor gestartet ist. Warum Starkbaum nun gegen Tschechien beginnt? Starkbaum: „Wir hatten zwei Tage Pause, bis zur Lettland-Partie bleibt genug Zeit zur Regeneration.“

So eine Aufgabe ist für den Wiener nicht neu. Mit dem Druck als Einser-Keeper hat er beim VSV und in Schweden umzugehen gelernt: „Ich habe immer wieder unter Beweis gestellt, dass ich das kann“, erklärt Starkbaum, der beim schwedischen Erstligisten Brynäs engagiert ist. Auch dort gilt er als Nummer eins. „Ein Goalie-Fehler führt mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit zum Gegentor“, skizziert der 29-Jährige. Bei seinen bisherigen WM-Auftritten zeigte der Keeper starke Leistungen. Das schlägt sich auch in der Statistik nieder, wo er als viertbester Goalie gereiht ist (95,12 Prozent Fangquote, 1,57 Gegentore/Spiel).

Weil eben nichts zufällig geschieht, könnte hinter der Torhüterfrage Kalkül stecken. Mit der Ausladung von Torhüter Mathias Lange dürfte man bewusst einer Alpha-Tier-Konfrontation aus dem Weg gegangen zu sein. Dass sich dies bezahlt macht, hat Starkbaum bereits bewiesen. MARTIN QUENDLER