Am vierten Grand-Prix-Wochenende der Saison macht die Formel 1 Halt in Japan. Wie schon in Bahrain, Saudi-Arabien und zuletzt in Australien dominiert vor dem ersten Training aber die Causa rund um Red-Bull-Teamchef Christian Horner die Schlagzeilen. Vor dem Rennen in Suzuka brachten Recherchen von „Business F1“ frischen Wind in die Sache. Dem Briten, für den die Unschuldsvermutung gilt, wurde kurz vor dem Saisonstart von einer Mitarbeiterin „ungebührliches Verhalten“ vorgeworfen. Der RB-Konzern reagierte mit einer „unabhängigen“ Ermittlung eines Anwalts, der zu einem „fairen“ Ergebnis gekommen sein soll, als er Horner freisprach. Die Mitarbeiterin wurde mittlerweile suspendiert und ging in Berufung.

Wie „unabhängig“ die ermittelnde Person damals tatsächlich war, darf nach den jüngsten Recherchen hinterfragt werden. Laut dem Fachmagazin sei der leitende Anwalt in dieser Causa der Londoner Anwalt von Chalerm Yoovidhya und dessen Clan. Die thailändische Familie hält die Mehrheit am Red-Bull-Konzern und ist eng verbunden mit Teamchef Horner. Zwar sei besagter Anwalt sehr versiert im Hinblick auf Unternehmensrecht, habe dafür aber keine Erfahrung in arbeitsrechtlichen Untersuchungen. Damit kann die Erzählung einer „fairen und unabhängigen“ Ermittlung wohl endgültig ins Reich der Märchen verbannt werden.

Zukunft offen

Ob die Recherchen Auswirkungen auf den internen Machtkampf haben, ist offen. Quellen zufolge sei Japan ein entscheidendes Wochenende, um Licht in die Sache zu bringen und für Ruhe zu sorgen. Dass Yoovidhya seinen Vertrauten Horner nun fallen lässt, ist aber äußerst unwahrscheinlich. Schon nach dem GP von Saudi-Arabien sah es danach aus, dass sich der 73-jährige Mehrheitseigentümer vom britischen Teamchef abwendet, um den Konzern medial wie finanziell zu stabilisieren. Daraus wurde aber nichts, stand kurz darauf in Australien sogar die Beförderung von Horner zum „Super-CEO“ im Raum, eine Art übergeordneter Geschäftsführer mit großer Macht.

Sollte es tatsächlich so kommen, sitzt der große Verlierer im internen Kampf in Fuschl. Ein Abzug der Firmenzentrale gilt dann ebenso als wahrscheinlich, wie das Ende des langjährigen Erfolgsmottos: „Österreich entscheidet, Thailand verdient.“ Somit würde das Weltmeisterteam wohl nach und nach zerfallen. Hinter der Zukunft von Motorsportberater Helmut Marko stünden dann große Fragezeichen. Geht der Grazer, wird ihm wohl Weltmeister Max Verstappen folgen. Schon länger wird aufgrund der andauernden Diskussionen ein Wechsel zu Mercedes oder Aston Martin ins Spiel gebracht.