2,03 Meter, 109 Kilogramm, 21 Jahre alt. NHL-Rookie Matt Rempe bringt echte Gardemaße für die beste Eishockeyliga der Welt mit. Und der Center der New York Rangers weiß diese auch einzusetzen. Binnen zehn Tagen erlangte der Kanadier, der 2020 in der sechsten Runde von den Rangers gedraftet wurde, Ruhm auf der großen Bühne. Wenngleich Rempe dafür Opfer bringen musste, sichtbare Wunden davontrug. Der Stürmer rückte nämlich weniger durch seine – ebenfalls vorhandenen – Scoringqualitäten (1 Tor, 1 Assist in 5 Spielen) in den Mittelpunkt, sondern durch teils wüste Faustkämpfe, die auch in seinem Gesicht solche Spuren hinterlassen haben, dass die „Face-ID“ am eigenen Handy in den nächsten Tagen wohl zum Problem werden könnte.

Aber der Reihe nach: Am 18. Februar stand er erstmals als NHL-Spieler auf dem Eis des MetLife-Stadium in New Jersey. Gegen die New York Islanders erhält er seine ersten 4:26 Minuten NHL-Erfahrung. Doch ohne noch eine Sekunde am Spiel teilzunehmen, wandert Rempe bereits wegen eines Fights mit Matt Martin vor dem ersten Bully seiner NHL-Karriere für fünf Minuten auf die Strafbank.

Und so sollte es auch weitergehen, mittlerweile stand Rempe erst 20 Minuten und eine Sekunde auf dem Eis, saß aber bereits 32 Minuten lang in der „Kühlbox“. Im dritten Einsatz das gleiche Spiel: Rempe sammelt nur 13 Spielsekunden, dafür 17 Strafminuten, kassierte eine Matchstrafe wegen eines wüsten Checks gegen den Kopf. Gegen Philadelphia prügelt er wie wild geworden auf Routinier Nicolas Deslauriers ein, richtet ihn im Gesicht ebenfalls ziemlich zu. Deslauriers, selbst kein Kind von Traurigkeit, zollte dem Neuen nach dem Spiel Respekt: „Ich habe auch mal in seinen Schuhen gesteckt. Du bist neu, willst dich beweisen und Ältere herausfordern.“

In der Nacht auf Donnerstag geht es in seinem bereits sechsten Einsatz gegen Columbus. Mit denen hat Rempe eine Rechnung offen, besser gesagt mit Mathieu Olivier. Der war nämlich der erste Spieler, der Rempe selbst vor wenigen Tagen so richtig vermöbelte. Auch etwas, wovor der Neue nicht gefeit ist. Denn er wird nun auch Nehmerqualitäten zeigen müssen, viele NHL-Teams werden es jetzt auf ihn abgesehen haben, auch wenn er in New York der neue Shooting-Star mit dem Spitznamen „Tower of Power“ ist.

Viele zeigen sich zudem wenig erfreut von der Spielweise eines jungen Profis, der irgendwie aus der Zeit gefallen wirkt, Erinnerungen an „früher“ weckt. An eine Zeit, die auch viele Gefahren mit sich brachte. Vor allem sogenannte „Goons“ leiden oft an Spätfolgen ihrer Spielweise, auch bei Rempe wird schon öffentlich gewarnt, es nicht zu übertreiben. Kopfverletzungen der allerschlimmsten Art trugen viele bereits davon. Der tragischste Fall war wohl jener von Derek Boogaard. Er erlitt diverse Verletzungen von Gehirnerschütterungen bis zu CTE (Chronische traumatische Enzephalopathie). Die Folgen waren kurzzeitig eintretende Demenz und eine Schmerzmittelsucht, die ihn wegen einer Überdosis auch mit 28 Jahren in den Tod führte.

In New York ist Rempe aktuell jedenfalls schon Kult, von kritischen Stimmen will man nicht viel hören, der Publikumsliebling soll auch im NHL-Team verweilen. Kein Wunder: Sportlich läufts für die Rangers perfekt, aktuell führen sie ihre Metropolitan Division souverän an.