Liebesg’schichten und Heiratssachen, die sind im Skisport keine Seltenheit. Aufregung darum gibt es durchaus des Öfteren. In diesem Fall brodelte schon in der Gerüchteküche, was gestern um 9 Uhr offiziell wurde: Franziska Gritsch ist in einer Beziehung mit dem Co-Trainer der ÖSV-Technikmannschaft. Weil das vonseiten des Verbandes nicht toleriert werden kann, sollte er die Gruppe wechseln. Eine Lösung, die wiederum der Ötztalerin so gar nicht passte, schließlich ergab sich die private Beziehung wohl aus der äußerst guten beruflichen Zusammenarbeit. Und diese wollte sie nicht beenden.

Eine Zwickmühle, aus der es keinen zufriedenstellenden Ausweg gab. Logische Folge: Es kam zur Trennung. Ab sofort wird Gritsch mit Florian Stengg als „Privatteam“ fungieren, im Weltcup zwar weiter für Österreich (und im österreichischen Rennanzug) an den Start gehen, ansonsten aber keine Berührungspunkte mit ÖSV-Teams mehr haben. Die 26-Jährige formulierte das in einem Posting so: „Immer dem Herzen nach bedeutet manchmal neue Wege zu gehen (...) Aufgrund der privaten Situation zwischen meinem Vertrauenstrainer im ÖSV, Florian Stengg, und mir konnte unsere Zusammenarbeit innerhalb des ÖSV-Teams nicht fortgesetzt werden.“

Start für Österreich

„Franziska wird sich eigenständig vorbereiten, aber Kadermitglied bleiben, den Bekleidungsrichtlinien des Verbands Folge leisten, ihren Kopfsponsor behalten. Wir werden auch ihre Reisen zu den Rennen und die Unterkünfte bezahlen, das Training muss sie sich aber selbst organisieren“, sagte Generalsekretär Christian Scherer in Alta Badia und ergänzte: „Mit ihrem Lebenspartner Florian Stengg haben wir uns auf eine einvernehmliche Auflösung des Dienstverhältnisses geeinigt. Beide wollen ihr Projekt für den Rest der Saison vorantreiben, dann haben wir vereinbart, uns wieder zusammenzusetzen.“

Der sportliche Leiter Herbert Mandl stellte klar: „Die Beziehung zwischen Franzi und Florian hat sich entwickelt. Eine Sache, die man nicht verhindern kann und will. Aber es ist in der Mannschaft nicht tragbar und wäre auch den Teamkolleginnen gegenüber nicht fair.“ Es sei, sagte Mandl, „Ehrenkodex“, dass es keine privaten Beziehungen zwischen Läuferinnen und Trainern innerhalb einer Gruppe geben darf.

Mit Florian Stengg will Franzi Gritsch eigene Wege gehen
Mit Florian Stengg will Franzi Gritsch eigene Wege gehen © Ski Austria/GEPA/EXPA

Einfach wird der Weg des Privatteams für Gritsch mit Sicherheit nicht: Gemeinsame Trainings mit ÖSV-Teams sind ausgeschlossen, Gritsch und ihr Team müssen alle Trainings selbst organisieren. Zudem wird die 26-Jährige zwar die Kosten für Reisen und Hotels refundiert bekommen, aber auch nicht mit dem ÖSV-Team reisen bzw. im selben Hotel wohnen dürfen. Ihre Skifirma Head finanziert ihr weiter den Servicemann. Und: Schon als sie vor drei Jahren die im Weltcup vorgeschriebene Coronaimpfung verweigerte, bewies sie ihre Beharrlichkeit. Damals holte sie sich aber den Gesamtsieg im Europacup und damit das Startrecht im Weltcup.

Wohl mit ein Grund für den klaren Schnitt: Der neue Damen-Cheftrainer Roland Assinger hatte schon zu Saisonbeginn „Extrawürste“ ausgeschlossen, auch Katharina Liensberger hatte sich wieder voll ins Team integrieren müssen. „Privatteams“ innerhalb der Verbandsstrukturen hatten einst Günter Mader (mit Robert Trenkwalder), Marcel Hirscher und zuletzt auch Anna Veith – all diese Teams waren aber im Verband integriert. Apropos Anna Veith: Deren damaliger Trainer, Meinrad Tatschl, wird Stengg im Technikerinnenteam der Damen ersetzen.

Drei Fragen an Franziska Gritsch