Marina Hoermanseder (37) ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Modedesignerinnen Österreichs. Superstars, wie Lady Gaga oder Taylor Swift tragen ihre Mode, die sich mit einem großen Wiedererkennungswert oft um Schnallen dreht und ihren Ursprung im orthopädischen Zugang von Korsetts hat, also tendenziell eher eng ist und oft auch als „untragbar“ bezeichnet wird. Diese Besonderheit führt auch immer wieder zu Kritik, vor allem bei der Model-TV-Show „Germanys next Topmodel“, in der Hoermanseder als Gast-Jurorin erst vor Kurzem einen Shitstorm in den Sozialen Medien kassiert hat, weil sie zwei männliche Models rügte, die sich über ihre Kollektion lustig gemacht hatten. „Models kriegen ein Kleid, einen Look und das wird angezogen und präsentiert. Fertig, aus. Das ist der Beruf des Models, und da gibt es auch kein Lachen backstage, weil man das lustig findet. Mir ist das wurscht, ob es dem Model gefällt oder nicht, denn als Model wird man gebucht und dann ist man bitte kommentarlos professionell. Das scheint den Leuten halt manchmal einfach nicht zu passen“, so Hoermanseder im aktuellen fair&female-Podcast der Kleinen Zeitung.

Shitstorm und Emotionen: Hören Sie hier den Podcast mit Marina Hoermanseder

Ihre ungeschönte Art und auch die Weise, wie sie auf die teils extrem untergriffigen Kommentare online reagiert, sorgt immer wieder für Diskussionen, für Hoermanseder ist es aber Teil ihres Berufs-Ethos. „Ich muss diese Dinge öffentlich machen, damit auch klar wird, dass es einfach nicht geht, mir zu schreiben, ich solle „sterben gehen“ oder „ich hoffe, dein Kind stirbt“ das ist unterste Schublade und beim ersten Shitstorm wurde mir dazu noch Behindertenfeindlichkeit vorgeworfen, weil das Model, das meine Looks nicht tragen wollte und das ich in die Schranken gewiesen habe, gehörlos war. Aber ich mache hier keinen Unterschied und für mich ist Gleichberechtigung, dass alle gleich behandelt werden. Alles andere ist positive Diskriminierung. Punkt.“

Die Designerin, die mit ihren beiden Kindern und ihrem Freund in Berlin lebt, gilt aber nicht nur als geradlinig, was ihre Kommunikation betrifft, sondern auch als extrem „ehrgeizig“ und musste sich in der Vergangenheit oft auch Kritik gefallen lassen, sie würde zu viele Kooperationen machen und damit zu kommerziell arbeiten. Sie hat beispielsweise die Kleidung der AUA, der Post, aber auch Feh-Taschentücher oder wie gerade eben eine Kinder-Sonnenbrillen-Kollektion für „Wutscher“ designt, es geht also für sie nicht nur um den Laufsteg, die Stars und die internationalen Modeschauen, sondern auch um unternehmerisches Handeln. „Ich jammere sicher nicht, weil ich viel Arbeit habe. Wenn man jammert, hat man sich vermutlich die falsche Arbeit ausgesucht. Und ich weiß, dass ich viel verlange - von mir und meinem Team, aber diese Leistungsbereitschaft ist eben auch der Motor. Leistung zu erbringen heißt für mich, dass man mich bucht, mich sehen möchte und wenn ich keine Arbeit mehr habe, würde das ja wohl bedeuten, dass man mich nicht mehr will. Ich habe mir das Unternehmen aufgebaut und weiß, dass ich heute ein privilegiertes Leben führe, weil ich vieles selbst gestalten kann, aber ich trage auch die Verantwortung“, so Hoermanseder. Dass sie als Frau eine andere Art von Leadership zeigen könne, sei ein großer Vorteil, meint sie weiter. „Ich bin emotional, ich kann vor Freude heulen, wenn etwas geklappt hat, wenn eine Fashion-Show toll geworden ist, ich darf diese ganzen Emotionen zulassen. Und ich denke auch, dass ich die Gabe habe, Menschen in meinen Bann zu ziehen und es kommen dann wohl auch nur Menschen zu mir, die meinen Spirit mittragen wollen. Bei mir gehen Leistung und Emotionen Hand in Hand.“ Doch die Designerin ist eben nicht nur Unternehmerin und selbst eine Marke, sondern auch zweifache Mutter. Die Erziehung machen sie und ihr Freund „freestyle“, also „es gibt Konsequenzen und ein Wertekonstrukt, aber wir schauen beide, dass wir uns um die Familie kümmern, dass wir uns die Arbeit aufteilen, aber es ist auch Chaos und so sehr ich Perfektion im Job mag, so tolerant sind wir, was die Kinder betrifft. Bei uns gibt es auch keine absoluten Regeln, wie „kein Zucker“ oder „nie Bildschirmzeit“ - es muss sich für alle ausgehen“, so ihr Zugang.