Ludwig K. (22) nimmt es nicht so genau mit dem Gesetz. Im Sommer 1982 muss er in der technischen Außenstelle der Grazer Verkehrspolizei in Wetzelsdorf eine Verkehrsstrafe bezahlen. Das will er so nicht auf sich sitzen lassen. Als er mit seinem gefügsamen Komplizen Josef S. (27) nach einem Einbruch an der Dienststelle vorbeifuhr, sagte er: „Das Geld hole ich mir zurück!“ Die beiden brechen in die Dienststelle ein, brachen den Waffenschrank auf und erbeuteten fünf Pistolen vom Typ Walther PPK.

„Wenn du meinst, dann machen wir’s halt“

Doch bei Einbrüchen allein bleibt es nicht. „Wenn du meinst, dann machen wir’s halt“, antwortet Josef S., als ihm Ludwig K. den Vorschlag macht, die Car-Wash-Tankstelle am Grazer Eggenbergergürtel zu überfallen. Doch dafür brauchen sie drei Anläufe. Beim ersten Versuch reparierte ein Arbeiter vor der Tankstelle sein Auto. Beim zweiten Mal waren zu viele Kunden anwesend. Den dritten Anlauf unternahmen sie am 14. Juli 1982. Während Josef S. im Fluchtauto wartete, stürmte K. in den Kassenraum und schießt auf den Tankwart Viktor P. (55) und flüchtet mit 30.000 Schilling (umgerechnet etwa 6000 Euro). Der Tankwart, der mit seiner Familie zwei Tage später auf Urlaub gefahren wäre, stirbt im Krankenhaus. Doch davor kann er noch eine Täterbeschreibung abgeben.

Einige Wochen später plant K. das Postamt Brunnsee bei Mureck zu überfallen. Auch hier benötigt er drei Anläufe. Einmal vergisst er die Waffe im Auto, das zweite Mal hat das Amt geschlossen. Der dritte Anlauf verläuft ähnlich brutal wie der Überfall in Graz. K. schießt wieder sofort. Diesmal stirbt der 45-jährige Amtsleiter Franz R. Mit 23.970 Schilling (ungefähr 4600 Euro) und dem Auto des Opfers flüchtete der Todesschütze Richtung Leibnitz, wo sein Komplize Josef S. mit seinem Auto wartet. Doch K. kam unterwegs von der Straße ab, geriet in Panik und setzte seine Flucht zu Fuß über Wiesen und Äcker fort. Dann versteckte er sich in einem Wald.

Dass die zwei Raubmorde zusammenhängen, war rasch klar. Doch die Mordermittler von Gendarmerie und Polizei konnten die Täter nicht ausforschen.

Raubmorde und Polizeieinbruch hängen zusammen

Währenddessen ermittelt die Diebstahlgruppe der Gendarmerie in einer Einbruchsserie. Dabei stoßen Johann Hansmann und Franz Farmer auf die Namen Ludwig K. und Josef S. sowie auf zwei weitere Grazer. Einer der Ermittler hegt den Verdacht, dass die Raubmorde und der Polizeieinbruch zusammenhängen könnten. Die Ermittler konzentrierten sich auf Josef F., das „schwache Glied in der Kette“, wie Farmer ihn bezeichnet. Tatsächlich legt der ein Teilgeständnis ab. Ludwig K. habe ihm von den Morden erzählt. F. nennt Details, die er nur vom Täter haben kann.

Ludwig K. bestreitet lange alles, doch die Indizien werden immer erdrückender, irgendwann gesteht er. Ein Jahr später sitzen beide vor dem Schwurgericht. Ludwig Ks. Persönlichkeitsbild sei „durch Haltlosigkeit, Gefühlskälte und bedenkenloser Aggressivität gekennzeichnet“, erklärte Gerichtspsychiater Richard Zigeuner. Schon im Pflichtschulalter habe er laut Psychiater eine Neigung zu kriminellem Verhalten gezeigt. Er beendete die Lehre vorzeitig – und wurde straffällig. Nachdem er einen Mann niedergestochen hatte, saß er zwei Jahre im Gefängnis. Seine Eltern standen hinter ihm, wollten ihm helfen. Der Vater besorgte ihm nach der Haft einen Job und riet ihm, ein Fernstudium zu absolvieren. Das tat Ludwig K. Er nahm Englischunterricht, lernte brav und wirkte laut Eltern ruhig und ausgeglichen. Doch in Wahrheit ließ er seiner kriminellen Energie vollen Lauf.

Ludwig K. bekam lebenslang. Josef S. wurde zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Nach über 30 Jahren sollte K. auf die Haftentlassung vorbereitet werden. Während eines Freiganges wurde er wieder straffällig – er verübte einen Ladendiebstahl.