Moderator Markus Lanz und Philosoph Richard David Precht besprechen wöchentlich im Podcast Lanz&Precht die Welt, vor einer Woche taten sie es, um Israel und die politische Lage aktuell einzuordnen. Doch Richard David Precht machte einen Fehler, der ihm massive Kritik einbrachte und das ZDF veranlasste, die Passage aus dem vom ZDF in Auftrag gegebenen Podcast zu entfernen. Precht meinte in dem Gespräch, dass ultraorthodoxe Juden nicht arbeiten würden, die Religion würde es ihnen verbieten. „Ein paar Sachen wie Diamantenhandel und ein paar Finanzgeschäfte ausgenommen.“ Die Welle der Kritik war hoch, von der israelischen Botschaft abwärts hieß es, Precht würde damit die ältesten jüdischen Vorurteile bedienen und in einer so sensiblen Zeit ganz offen antisemitisch argumentieren.

Gestern, Donnerstag, kam die Entschuldigung. Ebenfalls in Form eines Podcasts, die Folge wurde aufgrund der aktuellen Ereignisse, vorgezogen. Precht sagt darin: „Das ist falsch, das war so salopp dahergeredet und entspricht einfach nicht den Fakten. Der ganze Sachverhalt ist deutlich komplizierter. Zunächst möchte ich mich bei allen entschuldigen, die darin etwas Antisemitisches gesehen haben, denn Antisemitismus ist mir so fern, wie kaum etwas anderes.“ Wörtlicher Nachsatz: „Ich möchte mich wirklich bei allen entschuldigen, deren religiöse Gefühle ich damit verletzt habe oder die sich verzerrt dargestellt gesehen haben, oder die das an antisemitische Klischees erinnert hat, bei denen entschuldige ich mich ganz und gar.“

Markus Lanz befragte im Vorfeld der Folge Autorin Deborah Feldman, die mit ihrem Weltbestseller „Unorthodox“ das überaus strenge und unfreie Leben als ultraorthodoxe Jüdin in Williamsburg (New York, USA) beschrieb, aus dem sie sich befreite und nach Berlin auswanderte. Ihre Geschichte inspirierte Precht im letzten Jahr genau in diese Gemeinde zu reisen, um sich das Leben der ultraorthodoxen Juden genauer anzusehen und ebenfalls war er später in Antwerpen, wo es eine jüdische Community gibt, die im Diamantenhandel arbeitet. Sie schrieb Markus Lanz zur Einordnung der Frage, ob ultraorthodoxe Juden arbeiten dürften, folgendes: „Es gibt kein Arbeitsverbot bei ultraorthodoxen Juden. Aber die Einstellung zur Arbeit ist Überlebensbedingt. Dient also nicht der eigenen Bereicherung oder dem Genuss irdischer Dinge. Deshalb wird nur so viel Arbeit geleistet, die genau dafür ausreicht. Alles andere wird als problematisch beäugt, denn zu viel weltliche Arbeit auf Kosten der spirituellen Arbeit gehen kann.“

Und Richard David Precht setzte sich auch noch die beiden Arbeitsfelder - also Diamantenhandel und Finanzwesen - in einen historischen Kontext. „Ausgehend vom Mittelalter waren Juden aus allen Zünften ausgeschlossen, sie durften keinen dieser Berufe ergreifen, daher war es durch dieses Arbeitsverbot nur möglich, sich Nischen zu suchen. Eben in den Diamantenhandel und das Finanzwesen.“

Fazit: Ein „zumindest missverständlicher“ (Precht) Satz, der jedoch in einem mehr als 30-minütigen Gespräch am Mittwoch differenziert aufgearbeitet wurde. Inklusive einer Entschuldigung, die nicht nach „ja, aber“ klang.