In Laibach (Ljubljana) und anderen Städten Sloweniens prägt der Kampf gegen das Coronavirus das Bild. Das öffentliche Leben ist weitgehend zum Erliegen gekommen, Schulen und Märkte sind geschlossen, die Stadtzentren sind weitgehend leer. Hochbetrieb herrscht dagegen in der Firma Seti in Kranj. Bis zur Pandemie produzierte die Firma Servietten aus festem Papier, nun werden aus demselben Stoff auch Schutzmasken für die Bevölkerung hergestellt. Mehr als sechs Millionen bereits seit Mitte März. Je nach Art der Schutzmaske kosten sie zwischen 50 Cent und knapp weniger als zwei Euro.

Zu den größten Vorteilen dieser Maske zählt aber nicht der Preis, sondern dass sie sehr pflegeleicht sind. Nach Angaben des Firmenchefs Aleš Šarec kann man die Masken problemlos in der Maschine waschen, was aber nur empfohlen wird, sollte die Maske verschmutzt sein. Ansonsten reiche es, die Maske zu bügeln, weil auch dadurch das Virus abgetötet werde, betont Šarec.

Die Bürger kaufen weniger ein

Doch natürlich leiden auch in Slowenien viele Betriebe unter der Krise. Dazu zählen etwa Bäckereien, denn das Virus hat auch die Konsumgewohnheiten verändert. Die Bürger kaufen weit seltener ein. Auch weniger Brot wird gekauft, dafür aber viel mehr Mehl, weil viele Slowenen nun ihr Brot selbst backen. Der Verkauf von Brot in Slowenien hat sich halbiert.

Trotzdem sei nicht klar, ob sein Betrieb staatliche Hilfe bekommen werde, sagt Silvester Pecjak: „Das entscheidende Kriterium ist, dass der Umsatz im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gesunken ist. Hier besteht das Problem darin, dass die Epidemie nicht am ersten Jänner, sondern am 16. März begonnen hat. Doch in den ersten zwei Monaten war unser Umsatz sehr gut, da hatten wir ein Wachstum von elf Prozent.“

Lob für Hilfsprogramm

Trotzdem bewertet die slowenische Wirtschaftskammer das Hilfsprogramm der Regierung von Ministerpräsident Janez Janša grundsätzlich positiv, weil die Unterstützung unbürokratisch und rasch erfolgen soll. Die Wirtschaftskammer schätzt, dass sich bei einem Drittel aller Betriebe der Umsatz mehr als halbiert hat, bei einem weiteren Drittel liegt der Rückgang zwischen zehn und 50 Prozent, das dritte Drittel arbeitet normal. Die Regierung will daher bis Ende Mai etwa drei Milliarden Euro in die Wirtschaft pumpen.

Unter anderem sieht das Mega-Anti-Corona-Gesetz vor, dass Betriebe von Sozialabgaben befreit werden und Mitarbeiter, die nun zu Hause sind, 80 Prozent ihres Lohns vom Staat bekommen. Geplant ist noch ein weiteres Gesetz, um die Liquidität der Betriebe zu gewährleisten. Slowenien hat eine starke Industrie. 80 Prozent der Erzeugnisse werden exportiert. Die wichtigsten Märkte sind Deutschland und Italien. Die Wirtschaftskammer rechnet damit, dass sich die weltweite Nachfrage in einigen Schlüsselsektoren wie der Autoindustrie in zwei bis drei Monaten stabilisieren wird.

Auf dem Gebiet der Dienstleistungen werde es länger dauern, sagt Hribar Milic, Exekutivdirektor der slowenischen Wirtschaftskammer. Dazu zählen der Fremdenverkehr sowie Tätigkeiten, die damit verbunden sind. Da kann die Erholung mehr als ein halbes Jahr dauern, betont Milic. Hinzu kommt die Saisonabhängigkeit des Fremdenverkehrs. Ist die Saison vorbei, ist auch das Geschäft verloren.

Wirtschaftlicher Wettlauf mit der Zeit

Daher ist auch in Slowenien der Kampf gegen das Coronavirus ein wirtschaftlicher Wettlauf mit der Zeit, denn davon hänge auch die Wirtschaftsleistung ab, betont Ex-Nationalbankpräsident Mitja Gaspari: „Wir rechnen mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von sechs bis zwölf Prozent für heuer, und zwar in Abhängigkeit davon, wie lange das Krisenmanagement wird dauern müssen. Dauern die Maßnahmen drei Monate, wird der Rückgang möglicherweise zehn Prozent betragen. Dauern die Maßnahmen länger, wäre das ein Desaster für die Wirtschaft.“

Die wichtigsten Grenzübergänge zwischen Slowenien und Österreich sind nach wie vor offen. Ein Grund dafür dürfte sein, dass nach wie vor viele Slowenen in Österreich – vor allem in der Steiermark – arbeiten. Liegt eine Bestätigung des Arbeitgebers vor, ist das Pendeln weiterhin möglich.

Keine genauen Zahlen

Genaue Zahlen zu den Beschäftigungen gibt es nicht, aber immerhin präsentiert Mario Fekonja, Vorsitzender der Gewerkschaft der slowenischen Arbeitsmigranten, eine recht präzise Schätzung: „Nach Angaben der slowenischen Sozialversicherungsanstalt sind im Ausland zwischen 40.000 und 45.000 Personen krankenversichert. Nach unseren Daten waren davon vor der Krise etwa 25.000 Slowenen in Österreich versichert. Während dieser Krise ist diese Zahl jetzt um etwa 1800 gesunken.“

Andererseits zeigen gerade die Grenzübergänge, wie sehr die Krise die Wirtschaft trifft. Den Karawanken-Tunnel passieren inzwischen täglich nur mehr zwischen 600 und 1000 Fahrzeuge. 90 Prozent davon sind Lastwagen. Der Schwerverkehr ist um ein Viertel, der Pkw-Verkehr sogar um drei Viertel geringer als vor der Coronakrise.