Johannes Hahn darf sich Hoffnungen auf eine dritte Amtszeit in Brüssel machen. Nach Konsultationen mit den Parlamentsparteien sowie einem Telefonat mit der designierten Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein den bisherigen Erweiterungskommissar für eine weitere Amtszeit vorgeschlagen. Hahn genießt die Unterstützung der ÖVP, der FPÖ sowie der Liste Jetzt.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner deutete an, dass sie Hahn keine Steine in den Weg legen werde, der 61-jährige Ex-ÖVP-Politiker müsse sich allerdings verpflichten, eine volle Amtszeit zu absolvieren. FPÖ-Chef Norbert Hofer sprach von einer „klugen Entscheidung, in der jetzigen Situation einen erfahrenen Kommissar zu nominieren, der in der Kommission das nötige Gewicht einbringt“. Liste-Jetzt- Klubobmann Wolfgang Zinggl ergänzte, Hahn habe in Brüssel „gute Arbeit“ geleistet.

Haben Sie vor Ibiza und dem Ende der Koalition damit gerechnet, dass Sie EU-Kommissar bleiben?

JOHANNES HAHN: Ich habe mich in den letzten Jahren immer voll auf meine aktuelle Funktion konzentriert, die sehr herausfordernd ist. Und ich habe mehrmals auf Anfrage gesagt, dass ich grundsätzlich für eine weitere Periode als Kommissar zur Verfügung stünde. Natürlich freue ich mich jetzt sehr über den Vorschlag der Bundesregierung und das Vertrauen, das in mich gesetzt wird.

Müssen Sie Ihre Lebensplanung nun ändern?
Ich hatte nicht vor, in Pension zu gehen, daher wird sich meine Lebensplanung definitiv nicht ändern.

Warum fiel die Wahl auf Sie? Weil Sie ein besonderes Standing haben oder weil Sie in der aktuellen Situation der kleinste gemeinsame Nenner sind?
Ich denke, dass ich gute Arbeit mit nachweisbaren Erfolgen geleistet habe und auch bewiesen habe, dass es mir wichtig ist, über Parteigrenzen hinweg an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten.

Haben Sie die Unterstützung der drei großen Parteien? Oder nur von ÖVP und FPÖ?
Nun ist der Nationalrat am Zug, dessen Entscheidung ich respektvoll entgegensehe.

Haben Sie mit Frau von der Leyen gesprochen?
Nicht, seit sie als Kommissionspräsidentin nominiert wurde, aber in der Vergangenheit hatte ich im Laufe meiner Tätigkeit wiederholt Kontakt mit ihr. Und ich weiß, dass es Gespräche zwischen der Kanzlerin und von der Leyen gegeben hat.

Wollen Sie das Ressort Nachbarschaftspolitik behalten? Oder doch lieber etwas anderes?
Über das konkrete Ressort entscheidet die Präsidentin. Natürlich wird es im Lichte der zukünftigen Gesamtzusammenstellung der Kommission Gespräche darüber geben, wo ich meine Expertise und Erfahrung am besten einbringen kann.

Wie sind die Chancen, dass Sie Vizepräsident werden?
Auch dies ist eine Entscheidung der Kommissionspräsidentin.