Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat am Sonntag eine seiner (seit der Niederlage gegen Andreas Babler im Rennen um die SPÖ-Obmannschaft selten gewordenen) bundespolitischen Wortmeldungen abgegeben. Im Interview mit der "Krone" blieb er bei seinem Rückzug aus dieser Arena und kritisierte Gagen von Spitzengewerkschaftern sowie die Festlegung der Bundespartei auf die 32-Stunden-Woche. Auch am "Mateschitz-Bashing" stieß er sich.
Doskozil sprach von feindseliger Stimmung gegen ihn nach dem Mitgliedervoting im Frühjahr, die aus der Wiener Landespartei sowie aus der Gewerkschaft gekommen sei. Dass er sich in dieser Situation überreden habe lassen, seinen angebotenen Rückzug wieder zurückzunehmen, "das tut mir heute noch leid". Die darauf folgende Niederlage beim Parteitag in Linz - wo er fälschlicherweise zunächst noch als Sieger ausgerufen worden war - bezeichnete er als "keine lustige Situation".
"Babler ambitioniert"
Doskozil: "Ich habe schon am ganzen Wochenende des Parteitags gesehen, wie schwierig das innerhalb der Partei wird. Das erlebt nun auch Andreas Babler. Ich bin aber nicht der Über-drüber-emotionale Typ, der in Tränen ausbricht. Mein Umfeld hat mehr gelitten als ich persönlich." Man müsse Babler - dem er bei dessen Burgenland-Besuch diese Woche wegen eines Deutschland-Aufenthalts nicht begegnen wird - zugestehen, "dass er ambitioniert ist, dass er einen gewissen Drive in die Partei gebracht hat. Aber ihn holt jetzt die parteiinterne Dynamik ein".
"32-Stunden-Woche? Träumereien"
Er wolle nun seinen Weg im Burgenland weitergehen, um wieder Wahlen zu gewinnen. "Würde ich als Politiker die 32-Stunden-Woche immer wieder öffentlich einfordern, wäre es für mich schwer, den Mitarbeitern, etwa in den Spitälern, gegenüberzutreten und das dann nicht umzusetzen - dort, wo ich zuständig bin. Mit Träumereien Politik zu machen, kann ich nicht." Kritik übte er an "Spitzengewerkschaftern im Nationalrat", die durch Lohnerhöhungen in diesem und dem kommenden Jahr ungefähr 2.500 Euro brutto mehr im Monat bekämen: "Ich könnte mich da nicht in den Spiegel schauen, wenn ich sehe, wie die Kleinstverdiener abgespeist werden."
"Verdienste von Mateschitz"
Auch das "Mateschitz-Bashing" aus den Reihen der SPÖ kritisierte er. Der verstorbene Red-Bull-Chef habe einen Konzern aufgebaut und die Region Obersteiermark belebt, während René Benko "sicher eine andere Nummer" sei. "Aus meiner Sicht sollte Mateschitz posthum die höchste Auszeichnung der Republik für seine Verdienste verliehen werden", sagte Doskozil.