Vranitzky, Klima, Gusenbauer und Faymann sprechen sich für Pamela Rendi-Wagner aus. Können vier Ex-Kanzler irren?
HANS PETER DOSKOZIL: Es positionieren sich viele für diesen Kandidaten oder jene Kandidatin. Aber niemand steht über dem Parteiinteresse. Jede Meinung ist gleich viel wert. Schlussendlich ist die Gesamtheit der Mitglieder am Wort und nicht vier Funktionäre.

Können Sie mit der Zuschreibung als Rebell etwas anfangen?
HANS PETER DOSKOZIL: Wenn Rebell bedeutet, dass ich starke sozialdemokratische Positionen vertrete und umsetze, dann ist es mir recht. Ich habe sicher viele inhaltliche Diskussionen nicht im Meinungseinklang mit der Bundespartei geführt, etwa bei Mindestlohn oder Pflege. Streit und persönliche Diffamierung habe ich aber tunlichst vermieden. Die Parteimitglieder können sehr gut beurteilen, wer für was steht.

Trotzdem ist Rendi-Wagner die gewählte Parteichefin. Ist es nicht sogar undemokratisch, zu sagen, mir passt das nicht?
HANS PETER DOSKOZIL: Ich darf daran erinnern, dass man den gewählten Vorsitzenden Werner Faymann sogar als Bundeskanzler vorzeitig zum Rückzug bewogen hat. Es gab Zeiten, da war es in der ÖVP an der Tagesordnung, Obmänner reihenweise abzumontieren.

Das ist ja kein Vorbild, oder?
HANS PETER DOSKOZIL: Der einzige Maßstab, der für mich zählt, ist: erfolgreich zu sein. Wir müssen wieder ein bisserl Demut an den Tag legen und müssen schauen, wie wir künftig wieder Wahlen gewinnen. Ich glaube, man hat sehr viel toleriert in den letzten Jahren. Man hat das historisch schlechteste Wahlergebnis toleriert. Wir haben die Chance, wieder in die Regierung zu kommen, und diese Chance muss genützt werden.

Der Erfolg rechtfertigt alles?
HANS PETER DOSKOZIL: Der Erfolg rechtfertigt vieles.

Sie haben im Landesdienst den Mindestlohn eingeführt und bieten ein Anstellungsmodell für pflegende Angehörige. Das wird aber teuer zulasten der Zukunft erkauft – mit 1,8 Milliarden langfristigen Landesschulden.
HANS PETER DOSKOZIL: Da würde ich schon bitten, das seriöser zu betrachten. Auch Wien, die Steiermark und andere nehmen Geld über die Bundesfinanzierungsagentur in Anspruch, dafür wurde sie ja eingerichtet. Es ist nicht okay, das ins Negative zu verdrehen. Wir haben im Kernhaushalt im Jahr 2022 trotz Teuerung und Unterstützungspaketen kein zusätzliches Darlehen aufgenommen. In der Burgenland Holding wollen wir gewisse Kompetenzen wieder selber ausüben, beispielsweise beim Bau der Pflegeheime oder im sozialen Wohnbau. Das müssen wir vorfinanzieren.

Den Mindestlohn gibt es im Landesdienst, aber nicht in der Privatwirtschaft. Ist das nicht eine Zweiklassengesellschaft?
HANS PETER DOSKOZIL: Wir haben den Mindestlohn auch in der Holding umgesetzt, in Tourismusbetrieben, in der Pflege, in den Gemeinden. Und er beginnt auch in der Privatwirtschaft zu greifen. Aber Sie haben recht, es ist nicht befriedigend, dass der Mindestlohn nicht generell gilt. Es hat sich jeder verdient, von seiner Arbeit leben zu können. Als Landespolitiker sind meine Zuständigkeiten begrenzt.

Könnten Sie sich im Bund eine Koalition mit der ÖVP vorstellen?
HANS PETER DOSKOZIL: Sehr, sehr schwierig. Im Burgenland hätten wir vieles mit der ÖVP niemals umsetzen können. Da wären die ideologischen Hürden zu groß gewesen. Die alte Form der SPÖ-ÖVP-Koalition soll ja angeblich wieder in Mode kommen, aber ich glaube das nicht. Ich glaube, man muss jenseits dieser Koalitionen denken. Ich würde mich sehr gerne auf eine Ampelkoalition einlassen.

Hat sich die Partei in den letzten Jahren zu wenig um die Gewerkschaft gekümmert?
HANS PETER DOSKOZIL: Wir müssen wieder zusammenrücken, ganz sicher. Wir müssen uns wieder um die Leute kümmern und dürfen uns nicht immer mit uns selbst beschäftigen.

Wenn Sie es nicht schaffen, kehren Sie der Bundespolitik endgültig den Rücken?
HANS PETER DOSKOZIL: Das ist zu 1000 Prozent richtig.

Die Burgenländer haben dann einen LH, der nur als zweite Berufswahl ihr Land regiert.
HANS PETER DOSKOZIL: Meine erste Berufswahl ist Politiker, egal in welcher Rolle.