Viel nobler geht’s gar nicht in Wien. Der Eingang ist zwar um die Ecke der ehrwürdigen Ringstraße. Fußballaffine Steirer könnten das unscheinbare Pickerl auf der Gegensprechanlage "SK-Management" als Wiener Außenstelle des SK Sturm fehldeuten. Im vierten Stock auf 400 Quadratmeter hat sich Sebastian Kurz mit seinen drei Firmen in dem Gründerzeitpalais einquartiert: der Cyber-Sicherheitsfirma Dream Security, die er mit dem früheren Chef einer umstrittenen israelischen Spionagesoftwarefirma, Shalev Hulion, gegründet hat, der Investmentfirma AS2K, die Kurz gemeinsam mit dem Investor Alexander Schütz betreibt, sowie seiner persönlichen Beratungsfirma SK-Management. Kurz ist Untermieter beim ÖAMTC, bis 2016 hatte der Automobilklub in dem Gebäude seine Österreich-Zentrale, zu ebener Erde betreibt der ÖAMTC immer noch ein Kundenbüro.

Journalist crashte Weihnachtsfeier

Das Kurz-Headquartier ist kürzlich ins Gerede gekommen, weil ein Journalist des "Trend" knapp vor Weihnachten vor dem Gebäude zufällig eine Traube von Kurz-Vertrauten angetroffen hat, die auf dem Weg zu einer Weihnachtsfeier in das oberste Stockwerk waren. Sofort schossen Spekulationen ins Kraut, der Ex-ÖVP-Chef würde an seinem Comeback basteln.

Blümel ist aus Zürich nach Wien zurückgekehrt

Tatsächlich schart der ehemalige Kanzler an der Ringstraße eine Reihe von ehemaligen Mitstreitern um sich. So sind sein früherer Kabinettschef sowie dessen einstige Stellvertreterin, Bernhard Bonelli und Vera Regenburger, mit an Bord. Als Kurz-Untermieter hat sich in dem Büro jüngst Gernot Blümel einquartiert, der aus Zürich zurückgekehrt ist und seine Tätigkeit bei Superfund-Chef Christian Baha beendet hat. Für Letzteren arbeitet immer noch Elisabeth Köstinger als strategische Beraterin. Die Kommunikation hat der ehemalige Edtstadler- und zuletzt Nehammer-Sprecher, Viktor Niedermayr, übernommen.

Vertraute schauen auf Kaffee vorbei

Andere ehemalige Kurz-Mitstreiter haben anderswo angedockt, schauen aber, wie es heißt, immer wieder auf einen Kaffee vorbei: Gerald Fleischmann, der in der ÖVP-Zentrale für Kanzler Karl Nehammer werkt, Johannes Frischmann der im ÖVP-Klub angestellt ist, Kristina Rausch, die bei der Kommunikationsfirma von Philipp Maderthaner beschäftigt ist, Alex Melchior, der als Abgeordneter in den Nationalrat eingezogen ist und in der Unternehmensgruppe von Großspender Klaus Ortner in führender Position tätig ist, oder Lisa Wieser, zuletzt Public Relationsmanagerin der Gmundner Keramik.

Obmanndebatte nach der Salzburg-Wahl?

Am seltensten sei Kurz zugegen, heißt es, er verbringe zwei Drittel seiner Zeit im Ausland. Dass Kurz an einem Comeback arbeitet, ist angesichts der fortlaufenden Ermittlungen undenkbar. ÖVP-Insider schließen allerdings nicht aus, dass nach der Salzburg-Wahl, sollte die ÖVP auch dort ein kräftiges Minus einfahren, auch in der Volkspartei eine Obmanndebatte an Fahrt aufnimmt, der jüngste Nehammer-Auftritt in der Zib2 wirkte nicht so, als ob die ÖVP bald ihr Umfragetief verlassen würde. Als mögliche Nehammer-Nachfolger kämen Magnus Brunner und Karoline Edtstadler ins Spiel.

Netanjahu als Vorbild?

Und Kurz? Der Ex-Kanzler pflegte enge Kontakte mit Israels Premier Benjamin Netanjahu. Netanjahu, aber auch Viktor Orban oder Silvio Berlusconi, fielen wiederholt auf die Nase – und kehrten Jahre später aus der Versenkung wieder auf. Nicht auszuschließen, dass Kurz in fünf oder zehn Jahren in die Politik zurückkehren will. Ob erfolgreich, ist eine andere Frage.