Kaum im Amt, sieht sich Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bereits mit düsteren Expertenaussichten und Kritik an seinen ersten Entscheidungen als Minister konfrontiert. Während die Zahl der Corona-Neuinfektionen immer neue Höchstwerte erreicht, geht das Covid-Prognose-Konsortium in seinem Bericht von weiter steigenden Infektionszahlen aus.

Das dürften auch die Spitäler bald zu spüren bekommen: Bis zum Ende des Monats muss laut Bericht mit 300 Covid-Patientinnen und -Patienten auf den Intensiv- und 4000 auf den Normalstationen gerechnet werden. Bereits am kommenden Mittwoch erwarten die Experten bis zu 3900 stationär aufgenommene Covid-Patienten im Normalpflegebereich. Was die Infektionszahlen betrifft, könnte der Sieben-Tage-Schnitt laut Einschätzung  am kommenden Mittwoch bei knapp 69.000 zu liegen kommen. Der Punktschätzer liegt bei 52.186, als oberstes Limit sind 68.861 neue Fälle ausgewiesen.

Warnung vor Personalausfällen

Die nun explodierenden Infektionszahlen seien "von den Öffnungsschritten vom 5. März und der zunehmenden Dominanz des Omikron-Subtyps BA.2 getrieben". Allen voran die Öffnungsschritte hätten "vor allem zu einem deutlichen Fallzahlanstieg der jungen Erwachsenen geführt". In den Spitälern wird vor "zunehmenden Personalausfällen aufgrund von Erkrankung und/oder Isolation" gewarnt.

"Bin sprachlos und fassungslos"

Dennoch hatte Gesundheitsminister Rauch am Dienstag angekündigt, die Verfügbarkeit von Gratis-Tests einzuschränken und die Quarantänebestimmungen zu lockern. Wie Rauchs Ministerium jedoch versicherte, sollen symptomatische Personen jederzeit Zugang zu Tests haben - "unabhängig vom Verbrauch der Gratis-Tests".

"Wenn man ganz offensichtlich eine mögliche Herdenimmunität erreichen und das Virus durchrauschen lassen will, dann sollte man das auch genauso kommunizieren", ließ Harald Mayer, Vizepräsident der Ärztekammer, per Aussendung wissen. "So werden die Zahlen kaum nach unten gehen, was unsere Gesundheitsversorgung an den Rand des Kollapses bringen wird."

Kritik kam zuletzt auch aus Wien, wo man sogar eine Beibehaltung der Tests prüfe. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sei "im Augenblick sprachlos und auch ein bisschen fassungslos, wie hier ein Experiment an über acht Millionen Österreichern durchgeführt wird". Es sei etwa noch völlig offen, wie das Testsystem weitergeführt werden könne, man wolle am Donnerstag beraten.

Die Bundes-SPÖ stößt sich vor allem an der Kürzung der Gratistests. Der Zeitpunkt sei angesichts explodierender Zahlen fatal, erklärte Parteichefin Pamela Rendi-Wagner. Die Lockerungen seien zu früh gekommen, die Impfquote weiter zu niedrig. "Der Bundeskanzler lässt offenbar nicht nur die Teuerungswelle durch das Land rauschen, sondern auch die Corona-Welle." Die Medizinerin sprach sich erneut für Maskenpflicht und 2G in der Gastro aus.

"Würde das Virus neu anfachen"

Laut Komplexitätsforscher Peter Klimek werde in den kommenden Tagen noch mit einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen zu rechnen sein. Nun weitere Maßnahmen zurückzunehmen, "würde das Virus neu anfachen", wie er im Ö1-Mittagsjournal erklärte. Es sei noch zu früh für saisonale Effekte, man gehe nun das Risiko ein, die Welle zu verlängern.

Ein grundsätzliches Abrücken von den Gratis-Tests sei aber durchaus nachvollziehbar. Man habe damit zwar die Kurve abdrücken könne, jedoch nicht besonders deutlich. Der Aufwand könnte laut Klimek also bald nicht mehr angemessen sein. Gleiches gelte für das Testen in Schulen.