Das Forum Alpbach hat ein Problem, und wenig überraschend heißt es: Corona. Dass eine Veranstaltungsreihe, zu der sich Studenten, Experten, Politiker und Wirtschaftstreibende aus der ganzen Welt in wechselnden Kombinationen in die Konferenzsäle, Gasthöfe und Party-Locations eines viel zu kleinen Tiroler Alpendorfes zwängen, in Zeiten von „distancing“ und Reisewarnungen nicht die beste Idee sein dürfte, wurde den Verantwortlichen rasch klar.

Eine Option wäre gewesen, das Forum komplett abzusagen. Stattdessen entschied man sich – immerhin ist es das 75. Jahr des Forums und das letzte unter der Präsidentschaft von Ex-EU-Kommissar Franz Fischler – für eine „hybride Veranstaltung“.

Soll heißen: Viel von dem, was das Forum ausmacht, wird heuer nicht in den Tiroler Bergen stattfinden. Es gibt keine Seminarwoche, in der Studenten aus halb Europa von den besten ihres Gebiets unterrichtet werden, es wird kein Rahmenprogramm mit geselligem Beisammensein im Böglerhof oder Jakober geben – aber die Diskussionsveranstaltungen, die das Herz des Forums ausmachen, sollen stattfinden.

„Wir können dieses Jahr nicht die besondere Atmosphäre von Alpbach bieten“, sagt Fischler im Gespräch mit der Kleinen Zeitung, „Aber gerade heuer, wo wir alle darüber nachdenken, wie die Welt nach der Corona-Krise ausschauen soll, ist es sinnvoll, einen Platz zum Diskutieren anzubieten.“

Und das heißt: Das „Dorf der Denker“, wie Alpbach des nach dem Zweiten Weltkrieg von ehemaligen Widerstandskämpfern, Uni-Professoren und Studenten gegründeten Forums wegen heißt, wird heuer nicht primär Veranstaltungsort sein –sondern Kulisse für ein Forum im Digitalen Raum.

Persönlich anreisen werden nur geladene Teilnehmer – der Reisebeschränkungen wegen vor allem Österreicher, darunter etwa Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der am Sonntag das Forum gemeinsam mit Fischler eröffnet.

Hochrangige internationale Gäste von UN-Generalsekretär Antonio Guterres abwärts werden stattdessen per Stream zugeschaltet. Wie auch normale Teilnehmer des Forums, die um 90 Euro ein Ticket für alle Streams des Forums erwerben können und sich über das Tool „Hopin“ in Diskussionen einbringen können. Für Fischler auch eine Zukunftsperspektive: Schon heuer habe sich gezeigt, dass es für internationale Sprecher wie Guterres, Nobelpreisträger Joseph Stiglitz oder den argentinischen Wirtschaftsminister Martin Guzman natürlich einfacher sei, sich digital zuzuschalten, als eigens anzureisen.
Trotzdem hofft Fischler, der sich zugute hält, das Forum in den acht Jahren seiner Präsidentschaft internationalisiert zu haben, in kommenden Jahren wieder verstärkt auf Präsenz setzen zu können.

Wermutstropfen dabei: Dass die Studenten, die einen wichtigen Teil der „Alpbach-Atmosphäre“ ausmachen, heuer ausbleiben müssen. Das Forum geht trotzdem davon aus, auch heuer wieder rund 5000 Teilnehmer zu verzeichnen – die meisten davon eben digital.