„Jetzt gibt es also eine offizielle Tourismusempfehlung, wo man in Österreich sicher Urlaub machen kann“, sagt die Salzburger Hotelbesitzerin Tanja Schurmann. Am Freitag dürfen die Hotels in Österreich wieder öffnen, doch bei manchen Hoteliers überwiegt der Ärger. 

Das Tourismusministerium hat nämlich fünf Regionen fixiert, in denen schon ab Freitag alle Tourismusmitarbeiter flächendeckend auf das Coronavirus getestet werden: Das steirische Spielberg und der Wörthersee, das Montafon in Vorarlberg, die Region Wilder Kaiser in Tirol und die Wachau in Niederösterreich. Hier starten ab Freitag präventive Corona-Testungen für alle Mitarbeiter. Die Kosten zahlt der Bund. Bereits getestete Betriebe werden gekennzeichnet.

"Wir schauen durch die Finger"

Betriebe in Salzburg, Oberösterreich, Wien und im Burgenland werden in der ersten Phase nicht getestet. Tanja Schurmann, Inhaberin des Hotels Hahnbaum in St. Johann im Pongau sieht darin eine massive Benachteiligung: „Fünf Regionen werden dann als besonders sicher gekennzeichnet. Aber was ist mit dem Rest? Wir schauen durch die Finger“, sagt sie: „Zur Zeit haben es alle schwer. Aber durch die Bevorzugung einiger Regionen entsteht gerade ein Zwei-Klassen-Tourismus.“ Sie fürchtet, dass Touristen Vorsicht walten lassen und lieber in Regionen urlauben, in denen bereits getestet wird: "Das ist ein massiver Wettbewerbsnachteil." 

Ab Juli wird überall getestet

Im Tourismusministerium wird darauf hingewiesen, dass spätestens ab Anfang Juli alle Tourimusmitarbeiter in Österreich flächendeckend und regelmäßig getestet werden. Dann sollen jede Woche 65.000 Tests durchgeführt werden. Das ist Kern der Initiative „Sicherstes Urlaubsland der Welt“. Die Testphase in fünf ausgewählten Regionen sei notwendig, um die Testlogik für den Vollbetrieb zu testen.  

"Die Aktion zu starten ist ein großer logistischer Aufwand für alle", sagt Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Hotel-Fachverbandes bei der Wirtschaftskammer: "Es wäre unprofessionell, nicht vorab zu testen, was gut funktioniert, und wo nachjustiert werden muss." Da frühestens ab Mitte Juni Gäste aus dem Ausland nach Österreich einreisen dürfen, warnt sie auch davor, jetzt schon einen Wettbewerbsnachteil zu sehen.

Auch im Büro der zuständigen Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wird auf die Notwendigkeit einer Testphase hingewiesen: "Ein Vollbetrieb für eine ganze Branche kann nicht innerhalb weniger Tage aufgebaut werden." Man müsse etwa erproben, wo und wie die Tests abgenommen werden und wie man die Geschwindigkeit bei den Testauswertungen erhöhen kann.

Kritikerien für Modellregionen

Die fünf Modellregionen wurden von der Wirtschaftskammer und der Unternehmensberatung McKinsey nach geografischen und wirtschaftlichen Kriterien ausgewählt. Die Anzahl der Regionen mit Testungen soll bis zum Vollbetrieb Anfang Juli schrittweise erhöht werden.

„Ich habe mich besonders dafür stark gemacht, dass Kärnten eine dieser Modellregionen wird“, sagt Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). „Der Tourismus ist für mein Heimatbundesland ein unverzichtbarer Faktor. Mir ist wichtig, dass sich die Gäste in Kärnten nicht nur wohlfühlen, sondern auch ein Höchstmaß an Sicherheit bekommen." 

„Welche Regionen kommen als nächstes? Worauf müssen wir anderen uns einstellen? Das wurde nicht veröffentlicht,“ ärgert sich Tanja Schurmann in Salzburg. Sie will ihr Personal einstweilen auf eigene Kosten testen lassen, um keinen Wettbewerbsnachteil zu haben: „Das ist der nächste Stein, der uns Touristikern in dieser schwierigen Zeit auf den Weg gelegt wird. Einige werden darüber stolpern.“