Die FPÖ steuert auf eine Parteispaltung zu – zumindest auf Wiener Ebene. In freiheitlichen Kreisen geht man davon aus, dass Heinz-Christian Strache bei der für den Herbst geplanten Gemeinderatswahl mit einer eigenen Liste kandidiert. Während die Frage des Parteiausschlusses immer noch einer Klärung harrt, setzt die Wiener FPÖ alle Hebel in Bewegung, damit Strache nicht einzelne FPÖ-Mandatare auf seine Seite zieht. Laut einer Karmasin-Umfrage für Puls 24 können sich 7,8 Prozent der Wiener vorstellen, Herrn oder Frau Strache die Stimme zu geben.

Um ein Antreten des in Ungnade gefallenen Ex-FPÖ-Chefs in seiner einstigen Machtbastion Wien zu erschweren, hat die Wiener FPÖ nun den bisher prominentesten Strache-Unterstützer Karl Baron entmachtet. Baron ist in Doppelfunktion Wiener Gemeinderat und Präsident der Freiheitlichen Wirtschaft. Anfang März finden Wirtschaftskammerwahlen statt, per Umlaufbeschluss hat man Baron die Zustellungsberechtigung entzogen. Damit schiebt man herumschwirrenden Gerüchten einen Riegel vor, Baron könnte bei der Kammerwahl im März Strache auf die Liste setzen. Strache besitzt zwei Gewerbescheine und wäre wahlberechtigt.

"Wollen nicht mit Liste Strache aufwachen"

Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp begründet im Gespräch mit der Kleinen Zeitung den Schritt wie folgt: „Die freiheitliche Wirtschaft will von Herrn Baron nicht politisch vereinnahmt werden und am nächsten Tag mit der Liste Strache aufwachen.“ Am Montag tritt der Verband der freiheitlichen Wirtschaft zu einer außerordentlichen Hauptversammlung zusammen, möglicherweise droht Baron dort die Abwahl als Chef des blauen Wirtschaftsflügels. „Wir sind gebrannte Kinder“, erinnert sich Nepp. 2005 habe die FPÖ nicht rechtzeitig dem damaligen Zustellungsberechtigten die Lizenz entzogen, dieser sei dann zum BZÖ übergelaufen.

Der Wiener FPÖ droht noch an einer weiteren Front Ungemach. Der blaue Gemeinderat Baron hat sich wiederholt dafür stark gemacht, dass Strache beim nächsten Parteitag gegen Nepp kandidiert. „Mir geht es darum, eine Parteispaltung zu verhindern“, begründet Baron den Schritt gegenüber der Kleinen Zeitung. Der ehemalige Rennfahrer und jetzige Unternehmer beteuert, dass Strache, der aus der Wiener FPÖ kommt, noch große Sympathien bei der Basis besitzt. „Ich bin nicht der einzige Unterstützer, ich bin nur der Einzige, der das öffentlich kundtut.“

In der Wiener FPÖ befürchtet man, dass Baron im Vorfeld der für Herbst geplanten Gemeinderatswahl Strache sein Mandat überlässt. Würden noch zwei weitere Gemeinderäte die Seite wechseln, könnte Strache im Rathaus einen eigenen Klub gründen, der über entsprechende finanzielle Mittel verfügt.

Gernot Rumpold ist wieder da

Im Dunstkreis der Strache-Unterstützer ist nun ein prominenter Ex-FPÖler aufgetaucht. Gernot Rumpold, Jörg Haiders „Mann fürs Grobe“, hat bei Baron, angedockt. 2016 war Rumpold in der Telekom-Causa verurteilt worden.