"Geheim und brisant: Die ÖVP bereitet sich schon auf Neuwahlen im Herbst vor": So hatte Gerald Kitzmüller im Jänner einen Artikel in seinem Blog betitelt: Und eine Hand voll Gerüchte in die Welt gestreut.

Bescheiden ist Kitzmüller nicht. Mit Varys verglich er sich in dem Artikel, einer Figur aus "Games of Thrones", die den Spitznamen "die Spinne" trägt, "weil sie so ziemlich alles erfährt, was geschieht".

Nun denn. "Ich wurde vertraulich informiert, dass die ÖVP Neuwahlen für den Herbst vorbereitet", schreibt Kitzmüller im Jänner.  Denn: "Intern in der Lichtenfelsgasse (die Parteizentrale der ÖVP, Anm. der Redaktion) werden schon Ausschreibungen für den Wahlkampf getätigt. Es wird mit Herbst gerechnet, in dem Neuwahlen für den Nationalrat vermutet werden. Die Ausschreibungen betreffen nämlich den Sommer."

Und noch etwas lässt der konspirative Schreiber wissen: "Die ÖVP setzt schon Lieferanten-Verträge aus, lässt potenzielle Geschäftspartner für die Neuwahl Stillschweige-Abkommen unterzeichnen. Sie schreibt schon konkret Ausschreibungen für Werbe-Artikel, Medienkampagnen etc. aus.
Die ÖVP lässt die Koalition nach den Europawahlen platzen." Potenzielle Gesprächspartner würden noch zum Schweigen verdonnert.

Spekulationen für Motiv

Auch für das Motiv hatte Kitzmüller Spekulationen parat: "Macht Kurz den Schüssel von 2002 nach, indem er den schwarzen Peter an die FPÖ schiebt und dadurch deren Stimmen einheimst?" Oder: "Ist es der internationale Druck auf Kurz, mit der FPÖ weiter zu koalieren und damit Österreichs Reputation in den Sand zu setzen? Ist es interner Druck der Alt-Schwarzen, die sich immer mehr auf die Beine auf Grund der asozialen Politik der Türkisenen Fraktion stellen? Ist es die FPÖ, deren Verhalten inzwischen auch intern untragbar wurde?"

Für seine Quelle lege er "seine Hände ins Feuer". Der Bruch der Koalition hat ihn bestätigt, mit zahlreichen weiteren Blog-Einträgen und auf den sozialen Medien widmet er sich dem "Coup" von Alt-Kanzler Sebastian Kurz, mit einer Mischung aus inzwischen altbekannten Facts, nachvollziehbaren Argumenten gegen die türkis-blaue Verlassenschaft und rechtsextreme Tendenzen, aber auch unzulässigen Grenzüberschreitungen, wenn er Kurz etwa als "hochgradig gefährlich, geistesgestört, krankhaft narzisstisch und skrupellos" bezeichnet. Wobei er sogar Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen Sebastian Kurz wegen "Geschenkannahme" und "Bildung einer kriminellen Vereinigung" erstattet hat.

Wobei Kitzmüller auch gegen die eigenen Leute marschiert und insbesondere den burgenländischen SPÖ-Chef Hans-Peter Doskozil wegen der Koalition mit der FPÖ ins Visier nahm und nimmt.

Sämtliche Gerüchte, die seither insbesondere von der FPÖ sowie auch  von den Resten des BZÖ, verbreitet werden, die ÖVP habe die Neuwahlen von langer Hand geplant, gehen offenbar auf diesen Blog zurück. Immer wieder fragen Leser, warum wir darüber nicht berichten. Wir haben berichtet, und wir liefern die Details hiermit noch einmal nach.

Es war nur ein Blog. Aber im Nachhinein schreibt Gerald Kitzmüller so mancher zumindest in dieser Frage "hellseherische" Qualitäten zu.