Sascha Wandl ist jener Mann, der auf dem Ibiza-Video den Begleiter der vermeintlichen Russin als den Wiener Sicherheitsberater H. erkannte. Gemeinsam mit H. betrieb er eine Detektei in München. Ende 2015 hat er sich zurückgezogen aus dem Geschäft. Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung schildert er, wie "Sicherheitsberater" agieren und was sie von "Detektiven" unterscheidet.

Worauf kommt es an bei der Arbeit eines Sicherheitsberaters?

Auf den Erfolg.

Ok, aber wie kommen Sie dorthin?

Eine gute Vorarbeit führt zum Erfolg, und das ist genau das Problem: Die Vorarbeit kann bis zu einem Jahr dauern, und das kostet. Die Zielperson muss beobachtet werden. Wann hält sie sich wo auf? Wo halten sich der Ehepartner, die Kinder auf? Welche Muster gibt es? Aus diesen Mustern wird dann die "Legende" erstellt. Dann weiß man, wie man Kontakt aufnehmen kann.

Was kann diese Vorarbeit kosten? Wie kommen Sie auf 600.000 Euro an Kosten für das Ibiza-Video, von denen Sie in einem Interview gesprochen haben?

Sie können von 20.000 bis 30.000 Euro pro Monat ausgehen. Ich habe nicht von 600.000 Euro gesprochen, sondern von Kosten zwischen 300.000 und 600.000 Euro, je nachdem, wie lange die Observationen gedauert haben.

Und wie geht es dann weiter?

Dann schleust man die Kontaktperson ein. Wenn man die Legende hat, weiß man, wo man ansetzen muss. Man spricht die Leute an, trifft sie wieder, es entsteht Vertrauen. Das ist die heikelste Phase. Wenn man das Vertrauen gewonnen hat, ist das der "break even". Dann kommt das Finale.

Wie aufwändig ist es, ein Haus wie jenes aus dem Ibiza-Video mit Kameras auszustatten?

Gar nicht aufwändig. Alle derartigen Villen auf Ibiza haben eine Raumüberwachung, als Schutz gegen Einbrecher. Das ist ganz normal, die Kameras sind fix installiert. In diesem Fall war es so, dass das bestehende Kamerasystem an ein verstecktes Kamerasystem gekoppelt wurde. Im Video sieht man hinter Strache einen  Rekorder, der dort normalerweise nicht steht. Die Videoaufnahme ist das Einfachste und Billigste bei der ganzen Prozedur.

Der Österreichische Detektivverband hat in einer Aussendung festgestellt, das Vorgehen sei „weder durch ein berechtigtes Interesse der Auftraggeber gedeckt noch im Rahmen der ethischen Grundsätze seriöser Detektive“. Ein Detektiv dürfe keine rechtswidrigen Handlungen provozieren. Stehen "Sicherheitsberater" mit einem Fuß im Kriminal?

Ich schätze den Detektivverband sehr, aber das hier ist nicht das, was die machen. Ich bin seit 2015 draußen, weil es mir zuviel wurde. Wir hatten viele Projekte, haben im Auftrag von Großkonzernen agiert...

... die klassische Betriebsspionage?

Ja. Wenn Du in der Branche unterwegs bist, dann geht es nicht um die betrogene Ehefrau. Da geht es um Leib und Leben. Das ist wie das "Darknet", da läuft vieles verdeckt. Und oft geht es nur mit Vortäuschung falscher Tatsachen. Wir waren alle vorbestraft, ich auch. Übrigens haben wir anderseits auch oft im Auftrag der Polizei agiert.

Bekamen Sie auch oft Aufträge der Politik?

Nie.