"Es war dumm, es war unverantwortlich, es war ein Fehler." Der aus dem Amt scheidende Vizekanzler und Parteiobmann Heinz-Christian Strache ließe keinen Zweifel offen daran, dass er sein persönliches Waterloo selbst verschuldet hat.

Gleichzeitig teilte er mit vollen Händen nach allen Seiten aus - wohl auch als Tribut an die Wähler der FPÖ. Er inszenierte sich als Opfer. Er entschuldigte sich bei Kanzler Sebastian Kurz, und vor allem auch bei seiner eigenen Frau: Philippa Strache war offenbar bis zuletzt nicht informiert über das Ibiza-Abenteuer ihres Mannes vor zwei Jahren. Und er übergab sämtliche Geschäfte an seinen bisherigen Stellvertreter, Infrastrukturminister Norbert Hofer.

Hofer, Innenminister Herbert Kickl, Sozialministerin Beate Hartinger-Klein, Außenministerin Karin Kneissl standen an seiner Seite, als Strache die katastrophale persönliche Niederlage, ein unerwarteter Rückschlag auch für seine Partei, verkünden musste.

Strache als Opfer

Er begann mit dem Rundumschlag: Die Gerüchte seien schon länger in der Luft gewesen, Gerüchte, wonach "über das Ausland wahlkampfbeeinflussende Aktionen" gestartet würden, "dirty campaigning". Man habe schon öfter versucht, ihn fertig zu machen, "über bewusst gestreute falsche Drogengerüchte, Versuche, mich ins rechte Eck zu drängen, Verleumdungen und Diffamierungen". Was hier vor zwei Jahren inszeniert wurde, sei "eine neue Dimension, in Silberstein-Manier, eine Deinformations- und Schmutzkübelkampagne".

Es setzte sich fort mit dem Bekenntnis, dass der Kontakt zur vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte von Johann Gudenus hergestellt worden sei (der heutige geschäftsführende Klubobmann im Parlament, der wenige Minuten später seinen Rückzug aus allen Funktionen verkündete), der Beteuerung, dass ausschließlich er sich mit der Dame getroffen habe, und das nur einmal. Die übrige Partei sei zu keinem Zeitpunkt involviert gewesen, verbotene Geldflüsse hätten nicht stattgefunden, auch keine rechtswidrigen Taten. Im Gegenteil: Die Aufnahme in der privaten, offenbar präparierten Finka auf Ibiza habe mit illegalen Mitteln und Methoden stattgefunden, man werde dagegen rechtlich vorgehen.

Eine b'soffene G'schicht

Dann kam die persönliche Passage: Es war eine b'soffene G'schicht, so Strache. Er habe sich dazu verleiten lassen, unreflektiert und mit lockerer Zunge über alles und jedes herzuziehen. Interessant: Strache merkt auch an, dass er unbewiesene Gerüchte über Kanzler Kurz ausgebreitet habe, ohne darauf einzugehen, um was es dabei im Detail ging. Am Nachmittag wurden neuen Passagen aus dem siebenstündigen Video bekannt, in dem von "Sex-Orgien" die Rede ist und auch Ex-SPÖ-Kanzler Kern in den Schmutz gezogen wird. Die "Süddeutsche" zitiert: "Freimütig sprechen sie über politische Feinde - wer homosexuell sei, wer kokse und wer woher seine Drogen beziehe."

Sein Auftritt sei "katastrophal und peinlich", "ich entschuldige mich bei allen, die ich in Mißkredit gebracht habe, auch beim Kanzler, über den ich schmutzige Gerüchte gestreut habe". Vor allem aber: "Auch meine Frau habe ich zutiefst verletzt und enttäuscht, ich weiß, Du siehst jetzt zu. Es tut mir aufrichtig leid, ich möchte mich entschuldigen."

Er habe Kanzler Kurz seinen Rücktritt angeboten, Kurz habe diesen angenommen. Er übergebe alle Funktionen, auch innerhalb der Partei, an seinen Stellvertreter Norbert Hofer.  "Ich tue das in meiner Verantwortung für das Regierungsprojekt, um weiteren Schaden abzuhalten, auch von meiner Familie, von meiner Partei, vom Amt." Ob Kanzler Kurz die Koalition mit Hofer fortsetzen würde, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Hofer stand stumm daneben. Er wollte eigentlich 2022 ein zweites Mal zur Präsidentenwahl antreten. Nun muss er Krisenmanagement leisten, der Partei und vielen Funktionären viel erklären. Dinge erklären, die er zum Teil vermutlich selbst noch nicht weiß.