Wenn es eng wird, schauen oft die Frauen durch die Finger. Jüngstes Beispiel ist die Fusion der Sozialversicherung von Selbständigen und Bauern.

Per E-Mail wurden die höherrangigen Mitarbeiter dieser Tage informiert, wie die neue Leitungsstruktur aussehen soll – ausgehandelt auf höchster Ebene. Die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Ausschreibung zu bewerben, gibt es nicht, obwohl dies im Kollektivvertrag bei der Neubesetzung von Stellen vorgeschrieben ist.

Wichtig war, dass machtmäßig die „Quote“ für die beiden Kassen stimmt (die Kasse der Selbständigen darf 70% der Stellen besetzen), auf die Frauen konnte offenbar nicht auch noch Rücksicht genommen werden. Von 62 Führungspositionen in der künftigen Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen sollen nur sieben auf Frauen entfallen. Der Frauenanteil sinkt damit auf elf Prozent.

An der Basis sieht es übrigens anders aus: Der durchschnittliche Frauenanteil in der gesamten Sozialversicherung liegt bei ca.  65 Prozent. Der Anteil der Frauen an den Leitungsfunktionen lag auch bisher bei nur knapp 25 Prozent, aber durch die Fusion wird er mehr  als halbiert.  

Keine Frau in der Generaldirektion

Der Plan der Fusionierer: Eine Frau in der Direktion der Hauptstelle, drei Abteilungsleiterinnen in der Hauptstelle, drei Abteilungsleiterinnen in den Ländern. Die Bilanz auf Seiten der Männer: Drei Männer in der Generaldirektion (keine Frau), einer in der Direktion der Hauptstelle, 9 Landesstellendirektoren (keine Frau), 7 Front Office Managers (keine Frau), 10 Abteilungsleiter in der Hauptstelle, 23 Abteilungsleiter in den Ländern.

Keine Leiterin in Steiermark und Kärnten

Das bedeutet: Keine Abteilungsleiterin in Wien, Burgenland, Salzburg, Vorarlberg, Steiermark und Kärnten. Die bisher einzige Abteilungsleiterin der gewerblichen Wirtschaft (in der Steiermark) kommt, wie österreichweit viele leitende Frauen bei der Bauernkasse, nicht mehr zum Zug.

Noch ist nicht aller Tage Abend: Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß wurde von den Frauen in der Bauernkasse informiert und versprach, sich einzusetzen. Beschlossen werden muss die neue Struktur noch vom demnächst zu gründenden Überleitungsausschuss. Und die Regierung in Gestalt von Sozialministerin Beate Hartinger-Klein muss ihren Segen dazu geben.