Die Ankündigung der FPÖ, nach dem Liederbuch-Skandal nun mit einer Historikerkommission die eigene Vergangenheit zu beleuchten, wird vom Politologen Anton Pelinka begrüßt. Er ist allerdings auch skeptisch: Dieses Vorhaben werde gegenüber ähnlichen - schon erfolgten - Bemühungen in anderen Parteien sicher schwierig. "Denn die Wurzeln der freiheitlichen Partei sind ganz eindeutig in der österreichischen NSDAP", sagte Pelinka am Montag im Ö1-Morgenjournal.

Der Professor spielt auf die Gründungsgeschichte der FPÖ an: Sie entstand zwar erst 1955, war aber Nachfolgerin des "Verbands der Unabhängigen" (VdU). Dieser war 1949 als Sammelpartei des "dritten Lagers" bzw. der "Ehemaligen" gegründet worden. Gemeint sind damit die ehemaligen Nationalsozialisten. Zunächst war die FPÖ in ihrem Programm deutschnational orientiert und bemühte sich erst ab den 1960er Jahren um ein liberaleres Profil.

Die Aufarbeitung erfordere deshalb großen Mut und intellektuelle Aufrichtigkeit, so Pelinka. Er hielte es für wichtig, dass nicht nur Vertrauensleute der FPÖ, sondern auch unabhängige Experten mitwirken. "Dann wäre das ein sehr mutiger und positiver Schritt."

Dass in Niederösterreich FP-Spitzenkandidat Udo Landbauer trotz Rücktrittsaufforderung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen blauer Landesrat wird, ist für Pelinka noch nicht sicher: "Heinz-Christian Strache kann das vermutlich nicht wollen", so der Professor. Straches Verhalten in den letzten Jahren und bei der Regierungsbildung sei darauf gerichtet gewesen, Respektabilität und Anerkennung zu bekommen. Da sei Landbauer "mit seiner Verflechtung zu einer neonazistischen Burschenschaft eigentlich eine Belastung".

Als "eleganten Ausweg" würde Pelinka es sehen, wenn jemand anderer aus der FPÖ zum Landesrat nominiert wird und Landbauer etwa als Klubobmann im Landtag fungiert: Das wäre "zwar nicht eine inhaltliche Klärung, aber ein Entgegenkommen" gegenüber ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.