Tageland wurde ÖVP-intern gepokert, heute ist er tatsächlich an die Spitze der Volkspartei gerückt: Außenminister Sebastian Kurz. Damit einher geht wohl eine radikale Verjüngung in den Schaltzentralen der ÖVP. Und obwohl laut einem Funktionär der Jungen ÖVP (JVP) "seit Jahren alle bei uns so tun, als wären sie ganz eng mit dem Sebastian und in all seine Pläne eingeweiht", zählen in Wahrheit nur eine Handvoll Leute zum tatsächlichen "Inner Circle" der ÖVP-Hoffnung. Doch wer sind die Jungschwarzen, die nun mit ihm die Machthebel der Volkspartei übernehmen?


Einer von ihnen ragt in seiner Bedeutung für Kurz jedenfalls weit heraus: Axel Melchior, Jahrgang 1981, wurde vor sieben Jahren von Kurz in den Führungszirkel der JVP geholt – quasi als Quereinsteiger. Seither steht er an der Seite des Außenministers, derzeit als zweiter Kabinettschef. "Axel weiß, was Sebastian denkt und umgekehrt, die zwei verstehen einander blind", sagt ein junger ÖVP-Politiker über den "Mastermind" im Team Kurz. Der JVP-Leuten zufolge "eher ruhige und medienscheue" Melchior soll bei Kurz für Strategie- und Personalfragen zuständig sein. Zudem ist er im Führungszirkel des "Club 35", einer Vereinigung aus Ex-Mitgliedern der JVP – aus der man mit 35 Jahren austreten muss. Melchior wird nun gar als möglicher ÖVP-Generalsekretär gehandelt.


Das ist auch bei Stefan Schnöll der Fall. Der 29-jährige Salzburger ist derzeit Generalsekretär der Jungen ÖVP und wird nicht selten als "Mann fürs Grobe" bezeichnet. Möglicherweise steigt er auch zum Chef der JVP auf, heißt es. Ebenfalls gute Karten für einen beruflichen Aufstieg hat Gernot Blümel, von Beginn an Kurz-Vertrauter und in den vergangenen eineinhalb Jahren Wiener ÖVP-Chef. Mit dem früheren Parteimanager hat Kurz einst den ÖVP-Erneuerungsprozess "Evolution Volkspartei" vorangetrieben. Mit dabei war auch Wirtschaftsstaatssekretär Harald Mahrer –für den Kurz schon bei der Listenerstellung im Nationalratswahlkampf 2013 geworben haben soll. Mahrer ist Kurz gegenüber loyal und wird trotz Mitterlehner-Vergangenheit als möglicher Minister in einem Kurz-Team gehandelt. Zudem ist Mahrer Kurz-Stellvertreter in der Politischen Akademie der ÖVP – wie auch Elisabeth Köstinger, Kärntner Europaabgeordnete, sowie Vize-Chefin von ÖVP und Bauernbund. In einem von Kurz zusammengestellten Regierungsteam gilt die langjährige Vertraute des Außenministers als Fixstarterin.

Zum Netzwerk des Noch-JVP-Chefs Kurz zählt auch Asdin El Habbassi, einer von zwei Nationalratsabgeordneten der Jungen Volkspartei - die mittlerweile übrigens in jedem schwarzen Ministerkabinett vertreten ist. Einzige Ausnahme: das Büro Mitterlehner. Zu den wichtigen Beratern von Kurz gehören auch der langjährige Kabinettschef Nikolaus Marschik, der nun als Botschafter von Berlin nach Brüssel übersiedelt, die außenpolitischen Berater Christian Ebner, Nikolaus Lutterotti, Alexander Schallenberg, Pressesprecher Gerald Fleischmann,Kristina Rausch, die seine gesamten Online-Aktivitäten steuert, sowie Lisa Wieser, die persönliche Assistentin, die in Graz bei Siegfried Nagl ihre Karriere begann. Auszugehen drohen Kurz die jungen potenziellen Mitstreiter übrigens nicht, wie ein Parteikenner schildert: „Er wird immer mehr zur Galionsfigur. Jeder in der JVP hört auf ihn, er ist im Grunde genommen das Programm.“