Die Truppe soll mehr Mannstärke bekommen, während im Ministerium selbst bis Jänner 180 bis 200 Planstellen eingespart werden sollen.Das Heer ist zuletzt durch den Assistenzeinsatz in der Flüchtlingskrise wieder besonders in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil konnte nach Jahren des Sparens wieder ein Budgetplus ausverhandeln.

Mit der nun vorliegenden Reform wolle man das Bundesheer "wirklich fit machen für die nächsten Jahre, für die nächsten Jahrzehnte möglicherweise", betonte Doskozil vor Journalisten. Das Heer solle intensiv Richtung Truppe ausgerichtet werden, man wolle regionale, dezentrale Strukturen entstehen lassen, damit man Aufgaben wie den Katastrophenschutz oder Grenzsicherung im Rahmen des Assistenzeinsatzes abdecken könne.

20.000 Schutzhelme

Ausrüstungstechnisch sind etwa die 20.000 neuen Schutzhelme für die Soldaten schon bestellt, die Truppe solle aber auch hinsichtlich der Mannstärke neu organisiert werden, kündigte der Minister an: Die schnell verfügbaren Kaderpräsenzeinheiten will er bis zum Jahr 2020 schrittweise von 2.200 auf 6.000 aufgestockt sehen.

Jedes Militärkommando, also jedes Bundesland, wird künftig über ein eigenes Jägerbataillon und über ein Jägerbataillon der Miliz verfügen. Dafür werden drei Bataillone komplett neu aufgestellt, eines davon in Kärnten. Zwei weitere entstehen durch Zusammenlegungen. Die Militärkommanden sollen Grundwehrdiener ausbilden und mittelfristig auch Heimat der Miliz sein, wie Generalstabschef Othmar Commenda erläuterte.

Landstreitkräftekommando in Graz

Zuständig für die Militärkommanden, aber auch die Krisenreaktionskräfte wird das Kommando Landstreitkräfte in Graz sein. Zu den Krisenreaktionskräften gehören das "Kommando Gebirgskampf" (Kommando in Absam), das "Kommando Schnelle Einsätze" (Kommando in Mautern), die "Schwere Brigade" mit Kommando in Hörsching und die "Leichte Brigade" mit Kommando in Klagenfurt (drei Bataillone in Kärnten, zwei in der Steiermark).

Das Kommando Luftstreitkräfte ist in Salzburg. Das bisherige Streitkräfteführungskommando wird aufgelöst. Überhaupt soll es statt 16 nur mehr zehn sogenannte nachgeordnete Kommanden geben, dafür werden wohl in den nächsten Monaten einige Kommandantenposten neu ausgeschrieben werden müssen.

Neu organisieren will Doskozil auch die "Zentralstelle", also das Ministerium selbst, etwa durch eine Reduktion der Sektionen. Die Frage, ob der Generalstabschef mehr Macht bekommt, indem man ihm als eine Art Generaldirektor Befugnisse im zivilen Bereich gibt, ist noch nicht ganz ausdiskutiert. Klar ist dagegen, dass im Ressort Personal eingespart wird: Bei einem Ausgangswert von 1.200 Planstellen geht es um gut 15 Prozent oder 180 bis 200 Posten. Man werde schauen, dass man dies in einer ersten Phase durch natürlichen Abgang erfüllen könne, sagte Doskozil.

Abschied von Zeitsoldaten?

Um das "ambitionierte Ziel" der Aufstockung der Kaderpräsenzeinheiten zu erreichen, müsse man aber noch "Hausaufgaben" in Sachen Personalentwicklung machen. Der Minister denkt dabei an Lebensarbeitszeitmodelle statt Zeitsoldaten, immerhin müsse man den Jungen eine Karriereplanung ermöglichen. Auch in der Bezahlung müsse man attraktiver werden. Dass man dadurch erst wieder irgendwann vor dem Problem eine Masse an älteren Soldaten ohne wirkliche Aufgabe steht, glaubt man im Ressort nicht: So soll beispielsweise künftig etwas älteres und nicht wie derzeit junges Personal die Grundwehrdiener ausbilden.

Nächste Woche möchte Doskozil die notwendigen Gespräche für seine Pläne mit dem Spiegelressort in der Regierung, dem Innenministerium führen. Vor dem geplanten Beschluss im Ministerrat am 5. Juli muss auch noch der Nationale Sicherheitsrat einberufen werden. Inkrafttreten soll die Reform dann im Jänner.